15 Jan

Europa – Meditation # 127

Sollte Europa sich freuen oder ist es eher zum Heulen?

Vielleicht ist ja schon die Fragestellung falsch geraten: Es geht ja nicht um Europa, sondern um die EU – diesen „feinen“ Unterschied sollten die Europäer schon noch machen.

Die EU spielt das geknickte Geschwisterkind – hat doch eine der großen Schwestern unmissverständlich gesagt: „Ich ziehe aus!“ Und jetzt das! Was soll denn die EU-Familie von diesem Theater nun halten? Federn lassen tun zur Zeit beide, aber einen klugen Plan scheint niemand in der Hinterhand zu haben. Dumm gelaufen.

Die Europäer aber sollten vielleicht erkennen, dass sie die historische Chance, die diese Krise allemal bereit hält, nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Und welche Chance – bitte schön – soll das denn sein?

Kassensturz der EU-Politik stünde nun an: Wie lässt sich die völlige Überschuldung einiger EU-Volkswirtschaften überwinden? Mit einem „weiter so!“ sicherlich nicht. Das EURO-Fiasko von Anfang an lässt sich eben nicht aussitzen, es müssten die ökonomischen Karten neu und vor allem fair gemischt werden.

Besinnung angesichts einer bröselnden Gesamtweltlage auf die gemeinsamen Wurzeln – den europäischen eben – der gesamte Kontinent muss sich zu einer Solidargemeinschaft zusammenraufen; sonst könnte die schwere See, die von weither gerade anrollt, das Ende der europäischen Kultur bedeuten.

Menschsein darf einfach nicht im bloßen Konsumieren gedacht werden und Wachstum um jeden Preis ist auch nur noch die Losung derer, die sowieso schon ihre Schafherde im Trockenen haben.

So ist die Entscheidung von heute Abend in London – den Brexit-Deal abzulehnen – ein lehrreiches Stück, dass die vertrauten und bisher selbstverständlichen Muster europäischer und eben auch weltpolitiischer Selbstvergewisserung ausgedient haben, leere Hülsen nur noch sind.

Wenn jetzt die Völker Europas sich verständigen könnten, gemeinsam die gewachsene Ungerechtigkeit hinter sich zu lassen und mit Hilfe der Digitalität übereinkämen, ein völlig neues und humanes Bündnis miteinander zu schließen, vielleicht wäre dann Europa erstmals in der Rolle einer Vorkämpferin für den mutigen Aufbruch in eine lebenswerte Zukunft!

Und diesen Schritt sollten die Europäer nicht mit maroden Parteiapparaten tun, sondern mit digitalen Netzwerken einer Debatten- und Entscheidungskultur, die so noch nie da gewesen sind.

18 Dez

Europa – Meditation # 124 Die großen Dummheiten der Europäer

Die Europäer wären schön dumm, wenn sie die Gunst der Stunde nicht zu nutzen wüssten!

In diesen Tagen kehrt zwar keine Ruhe ein, aber zumindest fehlen den Medien scheinbar die großen Themen, Figuren, Konflikte. Der Zeitgenosse in Europa – (es muss hier immer wieder daran erinnert werden, dass Europa nicht deckungsgleich ist mit der EU – und mit Cato, dem älteren, sollte jeder Beitrag in diesem blog eigentlich mit dem statement beginnen: „Übrigens bin ich der Meinung, dass Europa viel mehr ist als die EU. Die EU ist bloß ein geldpolitisches Konstrukt mit Vorteilen für große Firmen, Versicherungen und den Konsumenten und mit einem wortreichen allgemeinen Vorwort zu Menschenrechten und schönen Visionen.

Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit“

(Ödön von Horváth)

Und Einstein wird folgendes Zitat von Firtz Perls untergeschoben:

Ein großer Astronom habe gesagt: Zwei Dinge sind, so weit wir wissen, unendlich – das Weltall und die menschliche Dummheit.“

Wenn wir uns dieser Tage hier im kleinen und scheinbar schon so alten Europa anschauen, was für ein Lebensgefühl zu dominieren scheint, so könnte man vielleicht sagen: es changiert zwischen Größenwahn und Selbstmitleid – je nach dem, in welche Familie man zufällig hineingeboren wurde und in welchem Land.

In Spanien und Griechenland – um als Beispiel zwei südeuropäische Länder heranzuziehen – geht die Geburtenrate rapide zurück (sagen zumindest neueste Umfragewerte): Man ist jung, arbeitslos, chancenlos, perspektivlos. Wie sollte man da einem Kinderwunsch nachgeben? Und wenn man sich die Neubau-Konzepte in großen Städten anschaut, dann scheint da bereits die Konsequenz aus dieser Misere gezogen worden zu sein: Ein- oder zwei-Zimmer-Wohnungen sind der Standard. Kein Kommentar. Was für Dummheiten haben sich da durchgesetzt?

In Lettland und Island – um als Beispiel zwei nordeuropäische Länder heranzuziehen – geht die Saga um, wer als Nerd pfiffige Programme schreiben kann, ist ein gemachter Mann, bzw. eine gemachte Frau – für Kinder bleibt da natürlich keine Zeit – man arbeitet ja freiwillig 80 Stunden die Woche. Da reicht eine kleine Butze zum Speed-Schlafen. Kein Kommentar. Was für Dummheiten werden da als Volltreffer verkauft?

Europa scheint gerade im modus „Pause“ zu verharren. Die „große Geschichte der europäischen Staaten“ ist endgültig vorüber, auch Amerika hat anscheinend zur Zeit mehr Lust an der eigenen Demontage als an einem NEW DEAL, der für die vielen Armen und Abgehängten dringend nötig wäre.

Die neuen Impulse und Energien kommen dieser Tage eindeutig aus Asien.

Und im Schatten dieser Wende könnte, könnte Europa sich selbst neu erfinden – jenseits von weltweiter Bevormundung und geopolitischem Größenwahn. – Fortsetzung folgt in Kürze –

10 Dez

Europa – Meditation # 123 Es reicht dem Zeitgenossen

Nach soviel „Aufregung“ folgt Erschöpfung

Was gab es nicht alles für Aufreger:

Rumpelstilzchen im Weißen Haus tanzt weiter seinen Veitstanz – doch das regt schon fast niemanden mehr auf. Viel Lärm um nichts.

Europas größte Insel will davonschwimmen, rudet wieder zurück und dockt vielleicht sogar wieder an. Viel Lärm um nichts.

Und in Mitteleuropa fahren nicht nur die Züge maximal unpünktlich, nein, auch die sogenannten Volksvertreter der ehemaligen Volksparteien verschnaufen lustlos in ihren Unterständen und hoffen, dass die Medien möglichst bald den nächsten Aufmacher aus dem Hut zaubern, mit neuen Zahlen aufwarten über Trends und so – natürlich mit dem politischen Gegner im Mittelpunkt, klar doch. Viel Lärm um nichts, auch da.

Und der Normal-Bürger?

Der atmet erleichtert auf. Es reicht nun wirklich. So viel heiße Luft. Der eher asthmatische Winter dieser Tage bietet genügend Zeit und Stille, um sich auf das Wesentliche zu besinnen: Was ist ein lebenswertes Leben?

Die letzte große Volkspartei will sich trotz allem gerade neu erfinden. Sie will einfach nicht zur Kenntnis nehmen, dass Volk und Nation verblassen als Zufluchtsorte für Sinnsucher. Wie die SPD wird auch die CDU (von der CSU zum Glück ganz zu schweigen!) in Zukunft kleinere Brötchen backen müssen. Die Bürger beginnen bereits ihr Brot wieder im eigenen Kiez zu backen!

Und der Bürger wird sich vor jeder Wahl sehr genau überlegen, wem er seine Stimme geben soll. Denn die ihn umtreibenden Sorgen – vor allem um die Zukunft der Kinder und Enkel – wollen konkrete, überschaubare und glaubwürdige Konzepte sehen und nicht die alten Leerformeln in neuen Tüten.

Überall auf dem Globus kommen die industrialisierten Gemeinschaften an ihre Grenzen der Mobilität. Individualverkehr in den Ballungszentren – Bonn, Köln, Düsseldorf nur als kleines Beispiel – ist gar nicht mehr lustig und überhaupt nicht mehr effizient. Fahrgemeinschaften, Räder, Gondeln – natürlich Batterie getrieben – wären da wohl eine sinnvolle Übergangslösung hin zu einer allgemeinen Beruhigung.

Denn die Erschöpfung ist überall mit Händen zu greifen: Die Luft, die Flüsse, die Meere, die Gletscher, die Küstenbewohner überall – allen ist die Überforderung anzusehen…