Neue Geschichten 2021 – Leseprobe
Zwei alte Freunde tauchen aus dem Nebel auf. Geschichte # 16
Haben Levin und Jonathan das nicht alles nur geträumt? Diesen irren Tanz des Laber-Dämons eben mitten in dem Meerestrichter? Die beiden Freunde kneifen sich gegenseitig in die Arme.
„Aua!“ jault Levin auf.
„Hä?“ jault Jonathan zurück, „war also doch kein Traum?“
„Weiß nicht, is ja auch egal, ich will jetzt endlich wieder nach Hause, echt!“ schiebt Levin hinterher. Seufzend schließen sie die Augen, während Walambo, ihr treuer Wal, langsam wieder Fahrt aufnimmt, nebenher natürlich verlässlich Boso, der wunderschöne Mantarochen. Meerwind streicht über das salzige Wasser, Nebel kommt auf.
„He, ihr zwei, statt zu schlafen, solltet ihr besser mal mit aufpassen, dass Walambo in diesem Nebel nicht mit einem Container-Riesen-Schiff kollidiert“, poltert Boso mürrsich.
Pomme de Terre, ihr Hasenfreund, schnüffelt währenddessen neugierig an der Klinge von Malsung, dem gläsernen Schwert, als wäre es essbar. Die Nebelschwaden zaubern einen feinen Glanz auf seine Schnuppernase. Jonathan öffnet wenigstens einen Spalt weit die Augen, um so zu tun, als wolle er Bosos Aufforderung nachkommen. Container-Schiff, so ein Blödsinn, denkt er dabei. Neben ihn fängt Levin glatt zu schnarchen an.
Da meint er plötzlich im Nebel doch etwas zu sehen, etwas Zappelndes, etwas wie zwei große, dünne Streichhölzer. Streichhölzer, hier auf dem Meer im Nebel? So ein Quatsch aber auch. Augen zu! Dann will er es aber doch wissen, also Augen wieder auf, so ein bisschen wenigstens.
Ne, das gibt es doch nicht: Diese beiden zappelnden Streichhölzer im Nebel werden größer und größer, sie scheinen auf einem Floß zu tanzen, das näher und näher kommt. Wie Michael Jackson und sein Double, so tanzen sie – Arme und Beine wild hin und her schlenkernd – und das Floß, das gerät dabei ziemlich in Schieflage. Wenn die nicht mal ins Wasser fallen, denkt Jonathan und schubst Levin in die Seite:
„Siehst du auch, was ich sehe, da vorne? Michael Jackson im Doppelpack?“ fragt er leise seinen Freund. Der traut seinen Ohren nicht und erst recht nicht seinen Augen:
„Bitte, lass mich doch schlafen, bis wir zu Hause sind, bitte!“ murmelt er grantig.
„Na gut, dann eben nicht!“ Jonathan ist sich inzwischen aber ziemlich
sicher, dass es keine Fata Morgana ist, auch kein Nebelgeist, auch keine Streichhölzer sind es, sondern zwei Jungens, die auf dem Floß heftig tanzend und winkend auf ihn zu driften. Denn trotz des Nebels kann er sie jetzt deutlich erkennen, denn Walambo steuert geradewegs auf sie zu: Nein, das glaube ich nicht, das, das – in seinem Kopf purzeln nur so die Gedanken, Namen und Bilder durcheinander – das, das – die beiden sehen aus wie Jack und Moritz, seine zweitbesten Freunde! Vor Schreck verschluckt sich Jonathan dabei an der eigenen Spucke. Er hält die Luft an. Doch dann fast er sich ein Herz und brüllt los wie ein Löwe:
„Jääääääääck – Mooooooritztztztzt – hey – wo kommt ihr denn her?“
Und ob das nun doch alles nur ein Traum ist, der da in seinem Kopf Saltos schlägt, oder ob das wirklich wahr ist trotz Nebel, trotz Laber-Dämon, trotz allem, das erfährst du aber erst in der nächsten Folge der Geschichte von Malsung, dem gläsernen Schwert, das dabei eine wichtige Rolle spielen wird. Wird jetzt aber nicht verraten….hihihi….