15 Nov

Neue Geschichten 2021 – Leseprobe

Zwei alte Freunde tauchen aus dem Nebel auf. Geschichte # 16

Haben Levin und Jonathan das nicht alles nur geträumt? Diesen irren Tanz des Laber-Dämons eben mitten in dem Meerestrichter? Die beiden Freunde kneifen sich gegenseitig in die Arme.

„Aua!“ jault Levin auf.

„Hä?“ jault Jonathan zurück, „war also doch kein Traum?“

„Weiß nicht, is ja auch egal, ich will jetzt endlich wieder nach Hause, echt!“ schiebt Levin hinterher. Seufzend schließen sie die Augen, während Walambo, ihr treuer Wal, langsam wieder Fahrt aufnimmt, nebenher natürlich verlässlich Boso, der wunderschöne Mantarochen. Meerwind streicht über das salzige Wasser, Nebel kommt auf.

„He, ihr zwei, statt zu schlafen, solltet ihr besser mal mit aufpassen, dass Walambo in diesem Nebel nicht mit einem Container-Riesen-Schiff kollidiert“, poltert Boso mürrsich.

Pomme de Terre, ihr Hasenfreund, schnüffelt währenddessen neugierig an der Klinge von Malsung, dem gläsernen Schwert, als wäre es essbar. Die Nebelschwaden zaubern einen feinen Glanz auf seine Schnuppernase. Jonathan öffnet wenigstens einen Spalt weit die Augen, um so zu tun, als wolle er Bosos Aufforderung nachkommen. Container-Schiff, so ein Blödsinn, denkt er dabei. Neben ihn fängt Levin glatt zu schnarchen an.

Da meint er plötzlich im Nebel doch etwas zu sehen, etwas Zappelndes, etwas wie zwei große, dünne Streichhölzer. Streichhölzer, hier auf dem Meer im Nebel? So ein Quatsch aber auch. Augen zu! Dann will er es aber doch wissen, also Augen wieder auf, so ein bisschen wenigstens.

Ne, das gibt es doch nicht: Diese beiden zappelnden Streichhölzer im Nebel werden größer und größer, sie scheinen auf einem Floß zu tanzen, das näher und näher kommt. Wie Michael Jackson und sein Double, so tanzen sie – Arme und Beine wild hin und her schlenkernd – und das Floß, das gerät dabei ziemlich in Schieflage. Wenn die nicht mal ins Wasser fallen, denkt Jonathan und schubst Levin in die Seite:

„Siehst du auch, was ich sehe, da vorne? Michael Jackson im Doppelpack?“ fragt er leise seinen Freund. Der traut seinen Ohren nicht und erst recht nicht seinen Augen:

„Bitte, lass mich doch schlafen, bis wir zu Hause sind, bitte!“ murmelt er grantig.

„Na gut, dann eben nicht!“ Jonathan ist sich inzwischen aber ziemlich

sicher, dass es keine Fata Morgana ist, auch kein Nebelgeist, auch keine Streichhölzer sind es, sondern zwei Jungens, die auf dem Floß heftig tanzend und winkend auf ihn zu driften. Denn trotz des Nebels kann er sie jetzt deutlich erkennen, denn Walambo steuert geradewegs auf sie zu: Nein, das glaube ich nicht, das, das – in seinem Kopf purzeln nur so die Gedanken, Namen und Bilder durcheinander – das, das – die beiden sehen aus wie Jack und Moritz, seine zweitbesten Freunde! Vor Schreck verschluckt sich Jonathan dabei an der eigenen Spucke. Er hält die Luft an. Doch dann fast er sich ein Herz und brüllt los wie ein Löwe:

„Jääääääääck – Mooooooritztztztzt – hey – wo kommt ihr denn her?“

Und ob das nun doch alles nur ein Traum ist, der da in seinem Kopf Saltos schlägt, oder ob das wirklich wahr ist trotz Nebel, trotz Laber-Dämon, trotz allem, das erfährst du aber erst in der nächsten Folge der Geschichte von Malsung, dem gläsernen Schwert, das dabei eine wichtige Rolle spielen wird. Wird jetzt aber nicht verraten….hihihi….

20 Jun

Leseprobe – Carlo, der Hüter der Delfine – Geschichte # 14

Zilla, die Zauberin von den Moosbergen, verwöhnt unsere Freunde mit einem Fest.

„Wir sind Freunde, wir sind froh, wir helfen den Delfinen sowieso!“ so klingt es unseren aufwachenden Freunden in den Ohren und über die kleine verträumte Bucht. Voller Mond bescheint Navalazúr und spiegelt sich im regungslosen Wasser. Musik und Gesang schweben tanzend durch die laue Nacht. Und die bunten Lampions tauchen das Bild in ein wunderschönes Zauberlicht.

Da fassen sich unsere fünf Freunde – Timbress, Brane, Kipper, Mucky und Largis – an den Händen, stimmen in den Gesang mit ein und umkreisen Carlo und die kleine Fee:

„Wir sind Freunde, wir sind froh, wir helfen den Delfinen sowieso!“ Und dann wissen sie alle nicht mehr, wo sie hinschauen sollen, zu viel passiert da auf einmal: In der Luft ein Flattern und Rauschen, direkt über Navalazúr, und aus dem Wasser steigen – zum Rhythmus der Musik passend – Delfine auf und versinken fast lautlos und elegant wieder im Meer. Die Gischtkronen schimmern dabei in allen Farben des Regenbogens.

„Passt nur auf, das ist erst der Anfang, liebe Freunde!“ ruft jetzt Zilla, die Zauberin von den Moosbergen. Und wirklich, als unsere Freunde atemlos vom Tanzen und Singen eine kleine Pause machen, sehen sie ein Schauspiel über dem klaren Wasser, das sie nur noch sprachlos macht:

In einem geheimen Rhythmus tauchen nun paarweise Delfine auf beiden Seiten der Navalazúr auf, steil steigen sie in den hell erleuchteten Nachthimmel auf und wenn sie sich kreuzen, fliegen unten unter diesem Delfinbogen Pelikane hindurch – wie eine akrobatische Nummer im Zirkus.

„Bravo, bravo!“ jubeln unsere Freunde, „bravo!“

Währenddessen steht Zilla, die Zauberin hinten im Bug zusammen mit dem Kapitän und genießt ihren Überraschungsabend. Aber schon geht es weiter: jetzt schießen die Delfine in kleinen und immer größeren Kreisen um die Navalazúr herum, direkt unter der Wasseroberfläche, so dass lauter glitzernde Buckelringe zu sehen sind, auf die sich – wie Seidenblumen auf einem Kranz – nun die Pelikane setzen. Schließlich erhebt sich einer von ihnen – es ist Pellemelle – und landet auf dem Deck der Navalazúr.

„Na, wie gefällt euch unsere Nummer?“ fragt Pellemelle, der Oberpelikan, in die Runde und alle rufen um die Wette:

„Wunderbar, mehr davon, wunderbar!“

Die ganze Zeit über haben die Matrosen weiter Musik gemacht und lustige Shantys gesungen. Jetzt sind auch sie müde. Und als sich jetzt alle begeistert und erschöpft hinsetzen wollen, berühren ihre Hände nicht die glatten Planken des Schiffs, sondern einen weichen, weichen Moosteppich, der über das gesamte Deck ausgebreitet ist.

Carlo, der Hüter der Delfine, kann es nicht fassen:

„Zilla, wie hast du das gemacht und warum überhaupt?“

Die Zauberin von den Moosbergen lächelt gütig:

„Mein lieber Junge, euer Kampf gegen den Plastikmüll im Meer ist so wichtig und so gut, dass ich euch einfach belohnen wollte. Und ich heiße ja nicht umsonst die Zauberin von den Moosbergen oder?“

Unsere Freunde staunen und staunen. Das Moos ist so wunderbar weich und duftet so gut. So liegen sie nun an Deck, schauen in den unendlichen Sternenhimmel und hoffen auf Sternschnuppenflug.

Zilla, die Zauberin, weiß, worauf sie warten.

„Tja, das ist selbst für mich als Zauberin eine Nummer zu groß. Sternschnuppen vom Himmel regnen zu lassen, das ist den Göttinnen und Göttern im All vorbehalten.“

Aber kaum hat sie es gesagt – vielleicht haben es ja die Göttinnen, Sternenkriegerinnen und Götter gehört oder Belvira, ihre Schutzpatronin vorne am Bug von Navalazúr, hat es ihnen zu geflüstert:

Da regnet es geradezu Sternensturzbäche am Himmel herab. So viel Wünsche können sich unsere Freunde gar nicht ausdenken in so kurzer Zeit, denn schon ist der Zauber am Firmament wieder vorbei.

Und zum Schluss, bevor alle in wunderschöne Traumwelten versinken, die ihnen Zilla als Zugabe noch dazu schenkt, stimmen die Matrosen noch einmal ihr Lied an – begleitet von Trommeln, Flöten und Geigenklängen:

„Wir sind Freunde, wir sind froh, wir helfen den Delfinen sowieso!“

21 Apr

Neue Geschichten 2021 – Leseprobe: DAS EINHORN MUSS AUCH GERETTET WERDEN!

Jetzt sitzen alle auf der Mira, dem Piratenboot. Ratlos. Schweigend. Traurig. Sie haben es zwar geschafft, den Gorillas zu entkommen, aber Tabalówa, das Einhorn eben nicht. Da kommt auch schon Schilwa, die Möwe, wieder angeflattert.

„Und? Was hast du gesehen?“

Tholdóso, der Piratenkapitän, hatte gefragt. Sie sitzen alle oben auf Deck und lauschen gespannt auf Schilwas Bericht. Specky und der Smutje haben viele Fragen. Sie waren ja nicht mit auf die Insel gekommen. Da fängt aber auch schon Schilwa an:

„Diese Gorillas haben unser Einhorn in ihr Dorf geschleppt. Da sieht es nach dem Vulkanausbruch übel aus. Sie haben Tabalòwa hinter einem hohen Palisadenzaun eingesperrt.“

Der Prinzess kommen die Tränen.

„Wir müssen ihn unbedingt da raus holen, unbedingt!“

Die anderen nicken. Aber wie? So vergehen die Minuten, schweigend, nachdenkend. Visby & Bobo, die beiden Äffchen, melden sich zu Wort:

„Ist doch überhaupt kein Problem.“

„Ach ja? Wie wollt ihr es denn lösen, ihr beiden Schlaumeier?“

Specky kennt die beiden Äffchen nur zu gut; immer sind sie zu Späßen aufgelegt. Als wenn die einen guten Plan hätten!

„Punkt eins: Wir bauen eine Seilbahn. Punkt zwei: Schilwa legt Feuer. Punkt drei: Tabalówa bricht aus. Punkt vier: Wir bringen ihn mit der Seilbahn aufs Schiff!“

Alle machen große Augen?

„Hört mal, ihr zwei, für schlechte Witze ist jetzt wirklich keine Zeit!“ Tholdóso würde die beiden am liebsten unter Deck schicken. Die legen aber nach:

„Nee, nee, das sind keine Witze, das ist die Lösung.“

Die Prinzess, die Piratentochter, versucht sich vorzustellen, wie das denn gehen könnte. So fragt sie neugierig:

„Wie wollt ihr das denn mit der Seilbahn machen?“

Die anderen sitzen im Kreis an Deck, mit offenem Mund und großen Augen. Sie können es sich einfach nicht vorstellen. Visby legt gleich nach:

„Äh – wir nehmen unser längstes Tau, verknoten es am Mast der Mira und an der großen Palme da hinten am Strand.“

Bobo schließt sich an:

„aus den Holzbohlen hier an Deck bauen wir eine Spezialtrage, die das Einhorn vom Strand zum Schiff an Rollen am Tau herüber gleiten lässt.“

„Und hier, wo das Loch im Deck ist, kann dann Tabalówa seine Box haben, bis auf weiteres.“

Die anderen schauen ängstlich zum Kapitän. Was wird der denn davon halten, ein Loch im Deck zu haben? Und überhaupt.

„Hört mal, ihr beiden, das war aber erst Punkt eins und vier eures Plans. Was ist mit zwei und drei?“

Es ist der kleine Boddy, der Hund der Prinzess, der da vorwitzig nachfragt.

„Genau, genau“, legen Specky und Smutje nach. Ihnen gefällt es nämlich gar nicht, dass Visby & Bobo diejenigen sind, die hier eine Idee zur Rettung des Einhorns vorlegen.

„Genau“.

„Oho, oho, Specky und Smutje haben mitgezählt und aufgepasst, bravo!“ erwidern Visby & Bobo lachend.

„Punkt zwei betrifft als wichtigsten Punkt unseres Plans das Ablenkungsmanöver, damit die Gorillas gar nicht merken, was passiert.“

„Das verstehe ich nicht“, meldet sich Schilwa zu Wort, schließlich soll sie unter Punkt zwei ja Feuer legen. Wo denn, wie denn, warum denn?

„Schilwa, du fliegst zum Dorf ( da haben wir am Strand hier natürlich längst die Seilbahn gebaut und die Spezialtrage für Tabalówa ), du stibitzt am Dorffeuer einen brennenden Span, fliegst mit ihm zu der alten, abgestorbenen Baumruine hinter dem Dorf und lässt das kleine Feuer mitten in den hohlen Stamm von oben herein fallen.“

„Ja und? Was soll das denn bringen?“ fragt Boddy genervt. Er will endlich wissen, wie der Plan denn funktionieren soll.

„Jetzt lass sie doch mal erzählen!“ mischt sich die Prinzess ein. Sie hat bereits Gefallen am Plan der beiden Affen gefunden.

„Tja, die Baumruine wird gleich in Flammen stehen. Die Gorillas werden es sofort bemerken. Sie haben Angst vor Feuer. Also werden sie gleich los laufen, um zu löschen, damit nicht ihr ganzes Dorf mit abbrennt. Das ist der Augenblick, in dem unser Einhorn mit seinem Horn gegen die Palisaden anstürmt, so eine Breche bricht – rums – und zu uns, die wir am Strand auf sie warten, galoppiert, gleich in die Spezialtrage springt und wir mit vereinten Kräften sie mit der Seilbahn aufs Schiff herüber ziehen. Wenn die Gorillas schließlich Tabalówas Flucht bemerken, ist es zu spät. Das Einhorn ist dann längst an Bord.“

Unsere Freunde können es gar nicht fassen. Was für ein Plan. Vor lauter Staunen sind sie zuerst einmal alle sprachlos. Dann ist es der Kapitän, der als erster das Wort ergreift:

„Also wirklich, das ist ja ein verwegener, ein kühner, ein kluger Plan, echt gut!“

Die Prinzess ist erleichtert. Sie hatte schon befürchtet, ihr Vater würde den Plan nicht gut heißen. Sie selbst findet ihn nämlich auch einfach nur genial.

Schließlich springen alle auf, tanzen wie wild auf Deck herum, und singen dabei durcheinander Siegeslieder, als wenn alles schon hinter ihnen läge.

„Die Gorillas werden wir überlisten,

die Gorillas werden leer ausgehen,

die Gorillas können so laut brüllen, wie sie wollen, wir werden gewinnen.“

Und alle klopfen Visby & Bobo lobend auf die Schultern.

Ob es aber klappen wird, das wird in der nächsten Geschichte erzählt.