12 Feb.

Europa – Meditation # 437

Demos und die notwendigen praktischen Veränderungen.

Landauf landab strahlende Gesichter: „Unsere Demokratie funktioniert doch!“ scheinen alle sagen zu wollen. Wenn so viele auf die Straße gehen und gegen antidemokratische Tendenzen demonstrieren, dann beweise das doch, dass die weitaus größere Mehrheit kein Problem habe mit dem heiklen Thema Zuwanderung. Diversität als Chance und Bereicherung ist wohl auch beim Bürger angekommen.

Das mag sein. Die öffentliche Solidarisierung ist allerdings bloß eine Eintagsfliege, wenn nicht dem Souverän gestattet wird, direkter – auf Gemeinde-, Bezirks- und Regions-Ebene – neben den Parteistrukturen aktiv werden zu können. Als Beispiel könnten da die aus den Schweizer Kantonen bereits erprobten Vorlagenbüchlein dienen, in denen die sachlichen Zusammenhänge einer zur Entscheidung anstehenden Gesetzesinitiative vorgestellt, erklärt und kommentiert werden (das Dauerargument: Dem Bürger fehle einfach die Sachkompetenz für Mitentscheidung, wird hier schon lange ausgehebelt und gründlich widerlegt).

Konsequenz: die Parteien würden entlastet, Bürgernähe institutionalisiert und der Souverän wieder als solcher handelnd in Erscheinung treten.

Jedes Bundesland sollte dazu z.B. in 13 Regionen aufgegliedert werden, die gleichberechtigt am Entscheidungsprozess mitwirken. Besonders die Frage der sozialen Gerechtigkeit, die eben nicht mit einer erfolgreichen Demo gegen Anti-Demokraten verbessernd bearbeitet werden kann, käme so endlich in Bewegung – auch gegen die Widerstände der etablierten Parteien. Und nicht nur die Frage der Sozialen Gerechtigkeit stünde auf dem Prüfstand, nein, auch die Frage der Mobilität, die der Klimakrise und die der Verdoppelung der Kitas und der Reduzierung der Klassengrößen auf maximal 18 Kinder – um nur einige Themen zu nennen, die dem Souverän zur Zeit ziemlich sauer aufstoßen, weil die Parteiendemokratie längst dem Diktat der Lobby-Szenen unterworfen ist und somit nicht mehr das Allgemeinwohl (Rousseau) als Zielvorstellung im Mittelpunkt steht, sondern die jeweiligen Sonderinteressen der ökonomischen Schwergewichte.

Der nächste Hitze-Sommer steht vor der Tür, der soziale Wohnungsbau hängt in den Seilen, die Krankenhäuser und Altenheime brauchen dringend neue, junge, motivierte Kräfte – und nicht wohlfeilen Beifall von den Logenplätzen! So könnte die Alternative für Deutschland ungewollt entscheidend dazu beitragen, dass der soziale Frieden gefestigt wird.

(Fortsetzung ist schon unterwegs!)

11 Feb.

Europa – Meditation # 436

Den spontanen Demos müssen konkrete, regionale Teilhabe folgen!

Der Individualismus-Hype und der Konkurrenz-Gott, beide haben seit Jahrhunderten die menschliche Natur beflügelt – zu immer klügeren Formen des „Siegens“ und des „Gewinnens“. Stets war es das Wort-Rotations-Programm im Gehirn, das neu erfundene Wort-Kombinationen zu Wirklichkeiten erklärte, an die zu glauben nur eine Frage der Wiederholung und der Zeit waren. Dabei verstanden es die „Super-Klugen“ am besten, ihr Vermögen und Eigentum wachsen zu lassen, als sei es ein Naturprozess.

Doch es waren „nur“ die Ausgeburten patriarchalischer Alt-Programme: die früh erfundene Monogamie, der sie stützende Monotheismus und die alles gewaltsam erzwingende Monarchie, die im Laufe der Jahrtausende dafür sorgten, dass die damit zwangsläufig verbundene Domestizierung der inneren Natur des Menschen und seiner natürlichen Bedürfnisse natürlicher und natürlicher zu werden schien: auf den langen Straßen – vom Zweistrom-Land über Palästina und Arabien, dem Imperium Romanum und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, der Ost-Indien-Kompanie, den abrahamitischen Phantasiegebilden (von klugen Männer als Visionen ausgegeben und von braven Männern aufgeschrieben) und dem British-Empire – sind diese frei erfundenen alten Glaubenssätze längst breit getreten und phantasievoll überschrieben worden: nach dem unsichtbaren Mann-Gott ist es nun der sichtbare Geld-Gott, mit dessen Hilfe die Männer sich gegenseitig zu überbieten versuchen und gleichzeitig die Frauen weiter in Angst und Schrecken oder gehorsamer Anpassung zur Unterwerfung unter dieses schlichte, aber nach wie vor gewalttätige Programm zu zwingen nicht müde werden.

Und in Momenten, wo scheinbar „alle“ (oder zumindest doch sehr viele) auf die Straße gehen und sich als das spontan erkennen, was sie sind: Gleiche unter Gleichen, die sich alle nur nach Teilhabe und Gemeinschaft sehnen, da tut sich dann für Augenblicke ein heller Spalt in eine Zukunft auf, in dem Missbrauch in Familien, Kirchen, Schulen, Sportvereinen, Femizide, politische Bevormundung und Parteiengezänk als geworden und abschaffbar erlebt werden. Aber nur für einen Moment. Denn wenn danach wieder der Trott und die Gewohnheit das Sagen haben – als Demokratiespiel nur – wie gehabt – als repräsentative Ritual-Handlung weiter an andere delegiert bleibt, dann wird bald wieder der Frust, die Wut und die Sehnsucht nach „Gesund-Betern“ ins Haus schwappen. Helau!

(Fortsetzung folgt in Kürze)

02 Feb.

Europa – Meditation # 435

Das Momentum. Kampf für den Erhalt der Demokratie.

Das Momentum. Alle reden von der Demokratie. Als wäre sie ein Fetisch, ein Voodoo-Tanz auf dem Vulkan des nahenden Weltendes. Dabei ist sie eine ins Alter abgerutschte Dame, die sich dennoch Tag für Tag schrille Klamotten anzieht, um vor dem Spiegel wie Wulle auszusehen. „Auf in den Kampf…!“ Lustig, dass einem sofort Opernchöre einfallen, als ginge es um Absacker, Feierabendbier und Abtanzen. Das Sommermärchen wird beschworen und die Demo-Welle bejubelt. Das Momentum.

Doch wir sollten uns keinen Sand in die Augen streuen lassen. Wir sollten besser vom Wirtschaften sprechen, von Gewinnern und Verlierern beim Vermögen mehren, denn diese Welle läuft nun schon ein paar Jahrhunderte wohlfeil für einige und ziemlich unwohlfeil für die meisten. Das Format, in dem das gewinnbringend stattfindet, lautet zwar Demokratie, hat aber mit der Herrschaft des Volkes nur wenig zu tun. Denn die sogenannte repräsentative Demokratie ist ein bequemes Muster, in dem die Hauptstricker weiterhin das Sagen haben und der Rest die Strickrollen beisteuern dürfen. Längst sind sie als Mitentscheider still gestellt, freiwillig. Wenn jetzt vom Kampf für die Demokratie die Rede ist, sollte man sich nicht blenden lassen: Viel Lärm um nichts. Solange nämlich nicht wirklich eine gerechtere Verteilung des erwirtschafteten Reichtums bindend verabredet wird, bleibt die Fassade „Demokratie“ nichts weiter als ein probates Feigenblatt, das alles beim Alten belässt. Das Momentum wird sich nicht lange anbieten zum Ändern der Verhältnisse. Denn alle vier Jahre ein Kreuz auf einem Wahlzettel zu machen, kann nicht der Lohn für den „Kampf“ sein, der gerade so viele umtreibt. Die „Alternative“ lauert weiter.

Der kritische Durchblick muss dem Momentum folgen: Wer darf warum was nach wie vor durchsetzen in einer Gesellschaft, die gerade dabei ist, die allermeisten im Digitalen abzufertigen, so dass sie gerade wie in Trance vor sich hin dümpeln und das Analoge aus den Augen verloren haben. Die Gewinner dieses „Kampfes“ sind die bekannten Verdächtigen, die großen „Player“, die längst jenseits der Spielregeln – global, versteht sich – der überkommenen Demokratien ihre Schäfchen ins Trockene gelockt haben.

Dann bleibt das momentum eben nur ein momentum, die Demos ein lustvolles Spektakel ohne weitere Folgen, weil ja schon der Rose-Ball, die Oskar-Verleihung und der Fußball-Alltag alle Resourcen verbraucht.

Nüchtern muss deshalb das Tempo verlangsamt, die Analyse beendet, die gravierenden Änderungen für alle angegangen werden! Im analogen Feld.