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Neue Geschichten – Rygraf, der verzauberte Zauberer # 3 Leseprobe
Wie der verzauberte Zauberer verzauberte Pferde sieht.
Fridolina, der gelb schimmernde Schmetterling und Mürlibü, das braun glänzende Eichhörnchen und Huschelflug, der stolze Falke, starren sprachlos den alten Mann an, der gerade durch seine grooooße Brille auf seiner langen Nase eine saftig grüne Wiese zu sehen glaubt, auf der, auf der, ja, auf der viele junge Pferde wild herum springen: Rappen, Schimmel, Schecken, Falben mit hellem Fell und dunklen Schweifen und Mähnen.
„Ja, aber, aber…“ stottert vor lauter Aufregung unser alter Zauberer, „ das, das gibt es doch gar nicht. Eine Herde Pferde direkt vor mir auf der Wiese. Da waren eben doch nur lauter Schafe – oder … oder nicht?“
Unsere drei Freunde, Fridolina, Mürlibü und Huschelflug biegen sich vor Lachen. Denn sie sehen überhaupt keine Wiese – weder mit Schafen noch mit einer Herde Pferde.
„Das träumst du nur, das träumst du nur!“ wispert Fridolina dem alten Mann ins Ohr.
„IIIH, was kitzelt mich denn da in meinem Ohr?“ Wild wedelt er mit seinen Händen um seinen Kopf herum. Und schon purzelt seine Brille von seiner Nase herunter.
„Huch, ach, wo ist sie denn, meine Brille, wie soll ich denn sonst die herrliche Pferdeherde sehen?“ schimpft Rygraf, der verzauberte Zauberer.
Gleichzeitig kommt von der Seite her – in weiter Kurve um die alte Eiche herum – die liebe Libelle Doppelflimmer angesaust und fliegt dem Zauberer vor seiner Nase herum.
„He, Alter, Falter, lass ja meine Freundin Fridolina in Ruh, sonst gibt es aber richtig Ärger, kann ich dir flüstern!“
Fridolina wird ganz rot. Denn sie mag die Libelle Doppelflimmer sehr.
„Och, lass mal, Doppelflimmer!“ surrt sie in die Luft, „der alte Zauberer sucht doch nur seine Brille.“
Da fangen unsere Freunde vergnügt erneut zu kichern an:
Hihii, chicici, puhusoud´w´soutasklösdfklö….
Das verwirrt den alten Mann aber sehr.
„Nun, nun…“ dabei tastet er die Wiese mit seinen Händen ab, „Ei, wo ist sie denn, meine Brille, ei, wo ist sie denn?“
Huschelflug mit seinen scharfen Augen hat sie natürlich längst entdeckt. Schnell hüpft er hin, schnappt sie sich mit seinem krummen, spitzen Schnabel und hebt ab.
„He, du da, he – gib mir sofort meine Brille wieder – he!“ ruft er laut und
aufgebracht hinter Huschelflug her. Auch Fridolina und Mürlibü finden das gar nicht nett und piepen gemeinsam dazwischen:
„Huschelflug, Huschelflug – sei so gut, sei so gut und bring die Brille her zu ihm!“
Na, denkt da der Falke: Was soll ich denn auch mit so einer ollen Brille und lässt sie einfach aus großer Höhe fallen.
„Nein, nein“ brüllt das der alte Zauberer, “Wenn sie zerbricht, bin ich ja wie blind – ohweh minneh!“
Auch unsere Freunde sind entsetzt.
Großes Geschrei und Durcheinander. Aber da haben sie unseren Falken Huschelflug ziemlich falsch eingeschätzt. Denn der jagt nun in blitzschnellem Sturzflug hinter der herabfallenden Brille her und schnappt sie sich erneut, bevor sie auf dem Boden aufschlagen kann.
„Puuh!“ stöhnt der alte Mann, dem die Schweißperlen auf der Stirn stehen. Unsere Freunde klatschen Beifall:
„Gut gemacht, Huschelflug, gut gemacht! Du bist ja der tollste Sturzflugsegler, den wir je gesehen haben!“
Huschelflug, der stolze Falke, klimpert mit seinen Augenlidern, tippelt hin und her und meint dann nur:
„Och, meine Lieben, das war doch nur eine meiner leichtesten Übungen, ihr solltet mal sehen, wenn ich aus dreihundert Meter Höhe eine kleine Maus sehe, dann…“
„Nein, nein, erzähl es lieber nicht!“ fleht da Mürlibü, denn sie weiß, was für ein gefährlicher und erfolgreicher Jäger der Falke ist.
„DA, da, jetzt seh ich es wieder ganz deutlich!“ jauchzt der alte Zauberer, der immer noch am Fuß der alten Eiche sitzt und jetzt wieder durch seine Brille schaut, „Da sind sie ja wieder, da! Eins, zwei, viele, viele!“
Unsere Freunde Fridolina, Mürlibü, Doppelflimmer und auch Huschelflug, können nur mit den Köpfchen schütteln.
„Hier, hier“, sagt Rygraf, der verzauberte Zauberer, „schaut doch selber, wenn ihr mir nicht glauben wollt!“ und stellt seine große Brille im Gras direkt vor unsere Freunde hin. Die hüpfen so schnell sie können gleich herbei und schauen durch die in der Abendsonne blinkenden Gläser der Brille des Zauberers.
„Booh, das glaub ich nicht!“ unsere Freunde plappern aufgeregt durcheinander, „Das glaub ich nicht, lauter Pferde, eine Pferdeherde. Schwarze, weiße, Schecken, Falben, booh, ist das schööööön!“
Fortsetzung der Hörproben zu den neuen Geschichten für die Enkelkinder # 33
- Carlo – der Hüter der Delfine – Die geniale Idee der Vogelfrau
- Prinzess – Abenteuer – Wie Hexe Ozzobozz in ihrem Gefängnis ihrem Herzen folgt
- Malsung – das gläserne Schwert – Der unverhoffte Sturz in die Tiefe
- Emilia und die Sphinx – Gemischte Gefühle sorgen für heftige Turbulenzen