11 Okt

Europa – Fortsetzung der alten Geschichte # 68

Die bezahlten Hintermänner auf dem Weg zur bösen Tat.

Sardonios muss sie aus geilen Träumen wecken, seine miesen Wächter von einst. Erschrocken reißen sie die Augen auf, als sie seine Stimme hören. Grelles Sonnenlicht fällt in schmalem Streifen dennoch blendend in ihre baufällige Hütte.

Was, was sollen wir tun?“ stottern die beiden verängstigt vor sich hin; dabei rappeln sie sich ächzend auf, wischen das wirre Haar aus dem Gesicht und stehen einfach nur blöd da, weil sie nicht verstehen, was Sardonios von ihnen will.

Gestern wurde ein Anschlag auf die Hohepriesterin im Tempel verübt – mit vergiftetem Fisch (es hatte sich eben längst schon herum gesprochen). Meine Späher haben herausgefunden, dass es diese Fremde war, die Chandaraissa leichtfertig bei sich aufgenommen hat.“

Beide nicken, so als hätten sie verstanden, was vorgefallen sein muss. Sardonios würde sie am liebsten ohrfeigen oder treten. Was für unfähige Burschen habe ich da am Bein, denkt er fluchend; aber Eile tut not. Der Anschlag muss noch heute vonstatten gehen. So macht er gute Miene zum lächerlichen Stück, das die beiden ihm da gerade vorführen.

Kommt mit, ich habe einen dringenden Auftrag für euch. Der muss umgehend erledigt werden. Und zwar reibungslos und erfolgreich. Sonst…“

Er reißt seine Augen auf, atmet schnaufend durch und schubst sie ins Freie.

Stolpernd und furchtsame Blicke miteinander tauschend wanken sie aus ihrer Hütte heraus (ihre beiden Frauen sind zum Glück nicht da), natürlich heimlich von den Nachbarn beobachtet. Denn wenn der Herr der Sicherheit persönlich hier bei den armseligen Fischerhütten auftaucht – persönlich! – dann hat das Gründe, die sicher noch Futter für viele Tratschereien hergeben werden. Klar.

Los, lauft los! Wir treffen uns gleich in der Grotte auf dem Weg zum Tempel der großen Göttin“, zischt Sardonios den beiden ins Ohr und schreitet in die entgegensetzte Richtung davon.

Verstehst du das?“, flüstert der eine dem anderen ins Ohr. Der schüttelt nur den Kopf und schiebt seinen Kumpel vor sich her.

Ist doch unwichtig. Wir müssen unsere Sache nur gut machen, dann ist er zufrieden und wir können nachts wieder ruhig schlafen.“

Wenn sie allerdings gewusst hätten, dass sie Europa, die Fremde, aus dem Weg räumen sollen, wäre ihnen wahrscheinlich ganz anders zumute gewesen. Aber sie ahnen es nicht einmal.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert