17 Nov

Europa – Verraten und verkauft? (Meditation # 52)

Ein gar nicht fiktives Streitgespräch zweier virtueller Zeitgenossen

„Hör mal, wusstest du eigentlich, dass die Deutsche Bank die heimliche Hausbank von Donald Trump ist?“

„Hä? Bist du jetzt völlig durchgeknallt? Nur weil der ‘ne Wahl gewonnen hat (schön blöd, wenn die Gegenseite kein Gespür hat für den Zeitgeist und die Wut im Lande!), siehst du nun überall schon Gespenster. Und außerdem dachte ich, in diesem blog gehe es um Europa oder täusche ich mich da?“

„Nein, ganz richtig. Europa ist das Thema – aber seit der Lehmann-Pleite (das ist jetzt fast schon zehn Jahre her! Kaum zu glauben, aber wahr!) müsste doch auch dem letzten Träumer klargeworden sein, dass die europäischen Banken genauso gezockt haben wie die da drüben. Lauter blitzgescheite und wahnsinnig lernfähige Bürschchen in dunklen Anzügen und gegelten Haaren entdeckten plötzlich ihre Liebe zum Libor und anderen faulen Darlehensdeals.“

„Komm, schon gut – ich sehe, du hast voll den Überblick – schon gut. Erzähl mir einfach deine kleine Geschichte von der Deutschen Bank, der armen!“

„Mach ich, gerne.“

„Aber bitte die Kurzfassung für Schulabbrecher, ja!“

„Mein Gott, jetzt sei doch nicht gleich so dünnhäutig. Freu dich einfach auf eine scheinbare Robin-Hood-Story, die keine ist!“

„Die Anspielung verstehe ich jetzt zwar überhaupt nicht, aber fang einfach mal an!“

„Dicker Fisch, sozusagen – oder Fisch stinkt vom Kopf her…“

„Mensch, bist du eine Plaudertasche. Deine schlüpfrigen Redewendungen kannst du dir übers Bett hängen; komm einfach mal zur Sache!“

„Ok. Die knallharte oberste Türsteherin des amerikanischen Justizministeriums – Lady Gnadenlos, Loretta Lynch – ihr Name ist Programm – will von der Deutschen Bank so um die 14 Milliarden Dollar Strafgeld haben.“

(am Stammtisch würde jetzt jemand genüsslich raunen –  ‘ne richtig scharfe Hündin – und sich einen schlabbrigen Schluck aus seinem vollen Glas reinziehen)

„Geschieht denen ganz recht! Zocker gehören ins Casino und nicht in eine Bank der Bürger!“

„So, jetzt aber bitte keine Vorverurteilungen! Die verhandeln nämlich noch. Vielleicht geht es ja auch ein bisschen bescheidener – so 6 oder 7 Milliarden…“

„Du, da kommt mir ein völlig abwegiger Gedanke: Wäre es nicht besser, die Deutsche Bank verschöbe den Straf-Deal auf Februar 2017?“

„Warum denn das? Weil dann bei uns Karneval ist?“

„Du nimmst mich wohl nicht ernst, meinst, nur du habest den glasklaren Durchblick. Hör dir einfach mal an, was für ein Wunder der Deutschen Bank geschehen könnte – dass dann ja auch den Erhalt von Arbeitsplätzen in den hiesigen Filialen zur Folge haben könnte.“

„Aha, hier spricht der Börsenspezialist!“

„Halt den Mund, mein Lieber! Ab Januar 2017 ist die Lynch-Dame Geschichte. Ein neuer Mann wird dann das Sagen im amerikanischen Justizministerium haben (von Trumpens Gnaden…! So wie Stephen Bannon, über den sollten wir auch noch mal reden) – Frauen sind zum Grapschen da – …“

„Jetzt werde aber mal nicht unverschämt, wir begeben uns sonst auf das Niveau unterhalb der Gürtellinie. Wir wollen doch professionell an die Sache herangehen oder?“

„Schön. Meinetwegen. Jedenfalls könnte dieser neue Mann der Deutschen Bank in der Endphase der Verhandlungen ordentlich entgegenkommen; man will ja zeigen, dass ein neuer Wind weht, 2017. Im Kleingedruckten könnte unter ferner liefen darauf hingewiesen werden, dass es sinnvoll wäre, wenn die Gegenseite dem klammen Klienten in Washington ebenfalls ordentlich entgegenkommen würde – z.B. mit einem Schuldenschnitt oder so…). Und die EU bekäme grünes Licht, mit dem IWF langfristige Vereinbarungen mit Griechenland zu treffen…“

„Langsam, langsam, langsam. Ich staune nicht schlecht. Ich habe dich völlig unterschätzt.“

„Siehste, unter Blinden ist der Einäugige König.“

„Das verstehe ich zwar nicht, klingt aber ganz hübsch.“

„Was ich eigentlich sagen wollte, ist folgendes: Warum sollte ein amerikanischer Geschäftsmann und eine deutsche Bank nicht weiter die Methoden anwenden, die ihnen bisher auch immer geholfen haben, aus dem Schlamassel herauszukommen, ohne selbst die Rechnung bezahlen zu müssen? Warum? Europa hat doch schon so viel von Amerika gelernt, besonders in Sachen wunderbare Geldvermehrung und Steuerverbergung.“

„Genau – da kann ich nur sagen: Kum-Kum…?“

„Hä?“

„Das klären wir im nächsten Gespräch. OK?“

„KUM-KUM – klingt richtig spannend!“

„Die weitsichtige Europa würde sofort von ihrem Stier steigen und nach Hause schwimmen vor Abscheu und Ekel…Verraten und verkauft, würde man sie raunen hören, verraten und verkauft.“

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