Leseprobe # 2 – Jonathan und sein Freund Levin
Boso, das Wassertaxi wartet auf die beiden Freunde
Boso, das Wassertaxi wartet auf die beiden Freunde
Im Club der Ratlosen und schlecht Beratenen – CRSB
Mit großem Empörungsvokabular gefallen sich zur Zeit die Europäer in Fassungslosigkeit und strengem Richteramt:
Wie kann es der große Bruder jenseits des Atlantiks dulden, dass „so etwas“ vor laufenden Kameras inszeniert wird? Schnell sind auch die Seiten klar benannt – hier die soliden Demokraten, dort randalierende Bleichgesichter.
Doch wer sind sie, die da die Stufen zum Kapitol hinauf hasten? Was für Texte fallen ihnen dabei aus den offenen Mündern (und Masken? Was wabert da jetzt im Kapitol an Aerosolen herum?)? Sind sie von Sinnen, von allen guten Geistern verlassen?
Dieses schlichte schwarz-weiß Gemälde sollte eigentlich in den europäischen MEDIEN zu billig sein.
Stellen wir also erneut die Frage: Wes Geistes Kind sind diese Treppenstufensteiger in Washington?
Sie gehören einem stets an Mitgliedern wachsenden Club an: CRSB – Club der Ratlosen und schlecht Beratenen. Auch war es ihnen zumeist nicht möglich, durch eine gute Schule zu gehen – als Einstieg ins Leben.
Ihr Ratgeber ist ein kleines Licht unter den Denkern, aber ein großes unter den Wörter Wiederholern. Er hat ihrer Wut auf die, die nicht die A-Karte gezogen haben, sondern zu ihrem Wohlstand einen Haufen nach dem anderen drauf packen, nicht nur eine Richtung, sondern auch ein Ventil gegeben.
Gleichgesinnte samt einer Avantgarde, denen nur noch die Trophäen und Bilder fehlten, um ihren Mut zu kühlen.
Ihr Ratgeber half ihnen dabei, diesem Problem Abhilfe zu schaffen.
Jetzt haben sie, was sie wollten: Mediale Aufmerksamkeit, Fotos für die Ewigkeit und auch Trophäen. Und gleichzeitig haben sie nun Hunger nach mehr, wenn das so einfach ist.
Jedenfalls sind sie plötzlich wichtig – wenigstens in ihrer eigenen Wahrnehmung – und können sich so in ihren digitalen Blasen gegenseitig aufmunternd auf die Schultern klopfen. Das tut so gut. Denn ansonsten sind ihnen all ihre Träume zwischen den Fingern zerronnen. Schon lange. Und ihr wolkiger Einflüsterer hat ihnen endlich den Weg gewiesen. Sie sind angekommen. Das kann ihnen niemand mehr nehmen. So reich, so reich!
Wenn wir Europäer etwas aus diesem Übersee-Theaterstück lernen können, dann dies: Keine noch so selbstbewusste Gemeinschaft kann die soziale Kluft, die sie selber schafft, schön oder gar weg reden. Wenn die Menschen nicht mehr verstehen wollen, was ihnen als frohe Botschaft angeboten wird, dann wenden sie sich ab, wütend, üben sich in neuen Tönen und Klängen jenseits des Mainstreams (der sowieso keiner mehr ist) und greifen zur Selbsthilfe, blind und schlecht beraten und laufen Amok.
Wir Europäer sollten also besser nicht mit dem Finger auf „die da“ zeigen, sondern hierzulande gerechtere und annehmbarere Verhältnisse schaffen, bevor solche Bilder auch bei uns das Laufen lernen.
Heute beginnt eine neue Reihe an Geschichten für die Enkelkinder und für alle, die gerne Geschichten lesen oder hören wollen. Über Kommentare oder Wünsche oder Anregungen würde ich mich sehr freuen