19 Feb

Europa – Meditation # 319

„Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!“

Fast könnte man meinen, Europa sei ein niedlicher Sandkasten, in dem dumme Buben mit kleinen Holzspielzeugen Krieg spielen, während die Eltern wie abwesend am Rand auf Bänken sitzend über die nächsten Raten ihrer Hausdarlehen reden – Preissteigerungen, Inflation und so. Aber eben nur fast. In Wirklichkeit jedenfalls wollen die Völker Europas – und da gehören die Russen ja durchaus dazu – keinen Krieg.

Je – desto…

Je

mehr „man“ aber in den Medien tagtäglich über den bevorstehenden Krieg wie über eine durchaus vorstellbare Option redet,

desto

mehr gewöhnt „man“ sich auch daran, dass er wirklich stattfinden wird.

Wieder Krieg in Europa?

Vor dem ersten und auch vor dem zweiten großen Krieg in Europa schienen die Völker überrascht zu sein, wie auch die Medien. Es gab jedoch auch da schon genügend kluge Frauen und Männer, die warnten, dass es gar nicht überraschend sei, wenn Waffen die internationalen Konflikte bereinigen würden.

Wenn es aber die Völker nicht wollen, wer will er denn dann?

Banale Antwort: Der militärische Korpus samt Rüstungsinteressenten und samt Schwerindustrie existieren ja für genau diesen „Fall“. Alte, Frauen und Kinder haben da weder Stimm- noch Interventionsrecht. Es ist ein knallhartes patriarchalisches Muster – eine Erfindung, eine lieb gewonnene Kopfgeburt, weiter nichts.

Auch die Sicherheitskonferenz in München redet über den denkbaren und vielleicht sogar kurz bevorstehenden Krieg. Dabei gehört die NATO längst in die Mottenkiste, sie ist ein Relikt aus dem Zeitalter des Kalten Krieges. Die USA instrumentalisieren sie für ihre Ziele, die in Wahrheit wirtschaftliche und geo-strategische sind. „Weltmacht“ oder noch euphemistischer „Weltpolizei“: was für ein UNWORT! Die USA ist nicht mehr der „große Bruder“, der nachhaltig mit dazu beitrug, die Demokratie in Europa zu festigen. Dem Pentagon ist es doch nur recht, wenn es mit Hilfe der NATO die Russen provozieren kann – ohne es zu wollen. Und dabei die eigenen Hände in Unschuld wäscht.

In den Jahrhunderten, als europäische Nationen einen als „Mission“ schön geredeten Vernichtungskrieg in Afrika, Asien und Amerika führten, verhalf ihnen dieses oft genozid-gleiche Abschlachten zu wachsendem Reichtum und Wohlstand für viele in Europa. Prächtige Landsitze und stolze Patrizierhäuser in den Städten erinnern bis heute daran und die zögerliche (oder besser doch: peinliche) Rückgabe-Politik großer Museen spiegelt nach wie vor den rassistischen Boden, aus dem das alles spross – manifest destiny.

Und als dann – wie ein Bumerang – der beinharte Konkurrenzkampf nach Europa zurückflutete, versteckte „man“ die Überseekatastrophen hinter einem „heiligen“ Nationalismus ( von den Kirchen gehorsam und raunend mit orchestriert!) und fanatisch schlachtete man sich nun gegenseitig ab. Mehr als fünfzig Millionen Tote allein im Zweiten Weltkrieg. Flüchtlingsschiffe versanken mit abertausend Zivilisten – Frauen, Alte und Kinder zumeist – all das schon vergessen?

Seit 77 Jahren kein großer Krieg mehr in Europa. Der Frieden war eine gemeinsame Anstrengung der siegenden und besiegten Völker in Europa. Von Korea, Vietnam, Algerien, Palästina, Balkan, Irak, Syrien und Afghanistan soll hier gar nicht erst geredet werden. Da es für die meisten gemütlich betrachtbare Bilder in den Medien waren, haben sie wohl dabei das frühere, eigene Leid von Millionen Menschen in Europa vergessen.

Stellt euch doch bitte vor, ihr Völker Europas, Männer wollen wieder Krieg spielen, aber keiner geht hin! Wie sollen denn diese Patriarchen „ihren“ Krieg führen, wenn die Leute fehlen, die die Drecksarbeit für sie erledigen müssten?

Alle, die jetzt in der Krise verantwortlich die Interessen der Völker vertreten, müssen dem Frieden verpflichtet bleiben, denn sonst vertreten sie nicht die Interessen der Völker.

17 Feb

Europa – Meditation # 318

Frisch aus der Mottenkiste: Männer machen Geschichte?

Die Medien konzentrieren sich natürlich dieser Tage auf das Thema „Ukraine“ und die hektische Krisendiplomatie und schon macht es „Klick“:

„Putin: Russland will keinen Krieg“

Fallen wir jetzt in alte Muster zurück, die sich längst als überholt und unbrauchbar erwiesen haben? Schon Brechts Gedicht vergessen: Fragen eines lesenden Arbeiters:

„Cäsar eroberte Gallien. Hatte er wenigstens einen Koch bei sich?“

Männer machen Geschichte? An diesem unseligen Slogan stimmen ja gleich zwei Gesichtspunkte nicht:

1. Es waren und sind immer auch schon viele Frauen gewesen, die im Kleinen wie im Großen tapfer mitgemischt haben. Sie machen aber eben nicht so einen Bohei daraus, bzw. die Männer dominierte Medienwelt sorgt schon dafür, dass möglichst die Männer zu Wort kamen und nicht die Frauen.

2. Es sind immer sehr viele, die mit am Rad der Geschichte drehen, ohne die die Galionsfigur (z.B.: Putin/Trump) überhaupt keine Chance hätte, dass sich etwas bewegt. In den USA nennt man sie die „Big Five“, hier in Europa spricht man von Großkonzernen und Interessensverbänden, von Geheimbünden ganz zu schweigen (KGB/CIA); allein die Macht der Rüstungsindustrien – weltweit – kann einer solchen Galionsfigur ziemlich übel in die Suppe spucken.

Da wäre eine differenziertere Diktion in den Medien – bis in die Überschriften hinein – schon dringend nötig. Oder auch die dazu gehörenden Titelbilder! Einen solchen Konferenz-Tisch, wie den in Moskau, abzubilden, dürfte doch höchstens auf der Karikaturen-Seite einen Platz finden. Dass sich zwei Männer so an einen Tisch setzen und „miteinander“ reden, würde ja nicht einmal im Karneval Applaus einheimsen. Wie da in der nüchternen Wirklichkeit? Eine typische Macho-Inszenierung, weiter nichts. Es disqualifiziert geradezu den Gastgeber als Gastgeber und ernst zu nehmenden Staatsmann. Ein wohl sehr kleines Ego möchte hier ganz groß erscheinen. Das ist nicht mal mehr Komödie, das ist höchstens kleinkarierte Farce. Da aber gerade dieses Bild in fast allen Printmedien exponiert auf den Titelseiten erschien, müssen sich die Redakteure fragen lassen, ob sie nicht insgeheim diesem Slogan „Männer machen Geschichte“ weiter aufsitzen und Muster bedienen, die mit dem Untergang des sogenannten Ost-West-Konfliktes Makulatur geworden sind.

Die vielen Interessenlagen, die derzeit im Ukraine-Konflikt nicht sichtbar gemacht werden, wären im Grunde – wie in einer Planskizze – auf den Titelseiten zu positionieren, um allen Lesern zu zeigen, dass hinter der Kulisse dieses lächerlichen Ovalen Tisches alle die grinsend warten, die dem Frontmann die Richtung vorgeben.

15 Feb

Europa – Meditation # 317

Das große Friedensbündnis der souveränen Staaten Europas

im 21. Jahrhundert.

Ist die NATO nicht genauso wie der Warschauer Pakt Schnee vom letzten Jahr? Ist die NATO inzwischen nicht herunter gekommen zum Pudel der USA, der den Boden bereiten soll, um die Export-Bilanz der USA nachhaltig zu verbessern – weltweit? Und sollen sich die europäischen Staaten weiter vor diesen Karren spannen lassen? Die Epoche der Nachkriegszeit ist doch endgültig vorbei.

Es wird Zeit, altgewohnte Muster zu überwinden.

Wer erinnert sich denn noch an die McCarthy-Ära in den 50er Jahren?

Wer an den Radikalenerlass unter Willy Brandt 1972 ?

Wer an die Rede von Colin Powells vor der UN 2003 ?

Beim wievielten Streich sind wir Weltbürger denn nun angelangt im Jahr 2022 ?

Rüstungsausgaben weltweit so hoch wie nie.

Alle redeten vom Frieden, bis die Dauerschleife Guantanamo und die Krim-Annektion wie ein gordischer Knoten alle in ideologische Geiselhaft nahm. Die EU schart sich brav hinter dem großen Bruder und hilft brav mit beim Schüren der Angst vor dem bösen Bären, der auch ordentlich knurrt und die Zähne fletscht.

Aber die Europäer und die Staaten Europas sind beileibe nicht die EU. Sie sind viel mehr, viel stärker, weil sie sich in ihrer Verschiedenheit zu schätzen wissen. Verwandte in einer großen Familie. Respekt.

Und die sollten sich nun zusammen tun und ein großes Friedensbündnis schließen (da gehört Russland bis zum Ural historisch natürlich dazu), in dem sie sich gegenseitig versichern, die bestehenden Grenzen zu akzeptieren, kontrolliert abzurüsten und sich gegenseitig wirtschaftlich nachhaltig zu begünstigen, verbunden mit einem regen Austausch der Jugend der Völker Europas. Ein Ausschuss – bestehend in alphabetischer Reihenfolge aus jeweils fünf Staaten, deren Mitglieder alle fünf Jahre rotieren – moderiert die Wünsche und Kritik einzelner Mitglieder. Sie werden jeweils in nationalen Volksabstimmungen bereinigt. Jedem Staat steht es darüber hinaus frei, bilaterale Verträge mit Dritten zu schließen.

Alle fünf Jahre wird diese Bündnis erneuert.

Großes Ziel der Bündnispartner: Diesen epochalen Frieden in Europa zu nutzen, um mit vereinten Kräften die Klima-Wende zu schaffen, die alle gleichermaßen in die Mitverantwortung nimmt. Die über Abrüstung frei werdenden Mittel werden innenpolitisch eingesetzt für Bildung und Gesundheit und Mobilität, außenpolitisch für nachhaltiges Wirtschaften weltweit.