Europa – Meditation # 385
Europa – Einbildungen, Erfindungen, Vorstellungen.
Nicht nur erfindet der homo sapiens/Erdling Laute, denen er Bedeutungen unterstellt, sondern nach und nach ist er gerne bereit, diesen Lauten Wirklichkeitswert beizumessen, die alle verpflichtet, sie für wahre Tongebilde zu halten für etwas, das die Sinne zu erfassen scheinen. So meint er die Welt zu seinen Gunsten zu überwältigen und glaubt sie zu verstehen und sogar zu beherrschen.
Schon Lukrez hat in seinem umfangreichen Opus DE RERUM NATURA vor zweitausend Jahren den Versuch unternommen, wortreich diese Einbildungen als zufällige Produkte des Gehirns zu beschreiben, denen der denkende Mensch allerdings eine Stabilität zuweist, die diese Produkte gar nicht haben können. Denn da alles im Weltall ununterbrochen in Bewegung ist, lassen sich die Karambolagen der Atome gar nicht vorhersagen. Sie bleiben einfach zufällig.
Ein anschauliches Beispiel aus der Gegenwart sind die Texte, die derzeit zu den neuen Bilder, die das James-Webb-Teleskop zur Erde sendet, verfasst werden: Sie lassen Wissenschaftler zu der Formulierung kommen, eventuell die Geschichte des Alls neu schreiben zu müssen – sozusagen aus dem Regen in die Traufe zu wechseln.
Denn nach wie vor bleiben die Sprache und die Sprachbilder sich treu, sollen aber nun als Strahler neu ausgerichtet werden. Als könnte man so eine Sinnhaftigkeit stiften, die gleichzeitig das zugrunde liegende Naturprinzip entblößt.
Was wird dann gedacht und gesagt werden können? Genau. Genau nur das, was die vom Menschen erfundene Sprache eben dazu sagen kann. Nicht mehr und nicht weniger. Es wird also weiter lediglich behauptet, dass das, was gesagt wird, das Wesen dessen erfasst, was die Sinne meinen begriffen zu haben. Neue Galaxien? Schön. Nennen wir sie doch einfach EUROPA-NEBEL-SCHWADEN.
Sollten allerdings die Dimensionen – zum Beispiel galaktischer Nebel und schwarzer Löcher und deren Entstehung im oder kurz nach dem Urknall (falls Entstehung überhaupt ein brauchbare Begriff in diesem Zusammenhang sein kann) – das bisherige Fassungsvermögen unserer Sprache übersteigen, werden wir einfach das zu Große in kleinere Entitäten verteilen, um es so mit unseren naturwissenschaftlichen Instrumenten zu erfassen.
Sandkastenspiele von eigensinnigen Kindern, die trotzig auf ihrer Sicht der Dinge beharren. Punkt.