30 Mai

Europa – Meditation # 201

Das hohle Echo europäischer Weltmachtträume.

In Europa laufen sich die Medien gerade in ihrem neuen Thema warm: Endlich lässt sich die Welt wieder in zwei Teile teilen: In die gute eigene und in die nicht so gute fremde.

Ein Muster, das so alt ist wie die Welt.

Was den neuen Bildgestaltern allerdings nicht klar zu sein scheint, ist die Tatsache, dass wir Europäer jetzt gewissermaßen auf die Rückseite der eigenen Bilder schauen können.

Vorne strahlte stets der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg europäischer Weltbeglückungs-Expeditionen. Nach und nach wurde ein Kontinent nach dem anderen wirtschaftlich und meistens auch politisch einverleibt. Kolonien nannte man das dann. Und zu Hause gab es daraufhin den Kolonialwarenladen und unglaubliche Gewinne weniger. Der ehemals christlich grundierte Missionsauftrag wurde nach und nach aufklärerisch und fortschrittlich aufgehübscht. Die Betroffenen hatten immer die „Wahl“: Sich der Fortschritts-Karawane freiwillig zu unterwerfen oder vorzeitig das Zeitliche segnen zu müssen oder in Knebelverträgen stranguliert zu werden. Und in zwei Weltkriegen wurde die alte Beute unter den Siegern neu verteilt.

Dann kamen die Jahrzehnte des Niedergangs der Kolonialpolitik und der Beginn der Unabhängigkeit. Diese entpuppte sich allerdings als korrupte Kopie europäischer Muster zugunsten der neuen Eliten. Nationaler Reichtum versickert seitdem in privaten Kanälen.

Nun erscheint von der anderen Seite der Erdkugel ein neuer Missionar – auch da standen Europäer Pate: Karl Marx und Friedrich Engels, neu interpretiert von Lenin und Mao. Die neuen Beglücker verleihen Geld wie Heu und versprechen Wohlstand und elektrisierenden Fortschritt.

Die gleichen Medien, die so lange die westliche Weltknebelung als bahnbrechende Erfolgsgeschichte kolportierten, erkennen nun im Spiegelbild dieses Musters sich selbst nicht mehr.

Jetzt ist es eine globale Bedrohung, die da auf Europa zukommt, gegen die man sich mit allen Mitteln stemmen muss, denn die Gesundbeter aus dem Fernen Osten sind Lügner, sagen die westlichen Medien; Lügner, die nur den eigenen ökonomischen Einfluss im Blick haben und sonst nichts.

Als es die Gesundbeter aus dem Nahen Westen waren, kam kaum jemand auf den Gedanken, von Lügen und Betrug zu reden – da sahen die Europäer so aus wie Heilsbringer, die der Welt nur helfen wollen, das Paradies schon auf der Erde selbst zu gestalten.

Jetzt – und damit schließt sich der Kreis der Schwarz-Weiß-Malerei – seien die anbrandenden fremden Heilsbringer diejenigen, die die Hölle auf Erden einrichten wollen.

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