05 Jun

Europa – Meditation # 202

Die Verwandtschaft in der Vielheit lieben lernen.

1945 – Die vielen Opfer, die der Krieg europaweit gefordert hatte, das Ausmaß der Zerstörung und der bestialische Ungeist anmaßender Hegemoniephantasten ließ die Menschen innehalten: Was für Irrwege waren europäische Staaten in den zwei Weltkriegen gegangen, was für Wunden hatten sie sich gegenseitig geschlagen, was für Kränkungen hatten sie sich gegenseitig zugemutet! Und jeder wähnte das Recht und Gott auf seiner Seite.

Es sollte ein Neuanfang werden, der die Staaten in West-Europa zumindest wirtschaftlich und ideologisch auf einen Nenner bringen würde: Verträge statt Kriege. Die Bereitschaft dazu diktierten die Angst und die Vorgaben der USA. „West-Orientierung“ hieß die frohe Botschaft. Und siehe da, sie kam sogar in Gang, wurde ein wirtschaftliches Erfolgsmodell und berauschte sich selbst im Vergleich mit denen jenseits des Eisernen Vorhangs.

Daraus wuchs als Hybrid die EU. Was für ein bürokratischer Moloch, was für ein Leviathan!

Wie ein behäbiges Krokodil liegt es da und döst vor sich hin;

wie ein Drachen, der fleißig Feuer speit und so ordentlich Angst machen will;

wie eine Schlange Kaa, die einen Staat nach dem anderen umgarnt: „Wollen wir nicht Freunde sein?“

Aber es hilft nicht. Die Bürger Europas sind zum Glück weiter Bürger ihres Landes, dessen Sprache sie sprechen, dessen Geschichte sie kennen und dessen Besonderheit ihnen ihre Identität gibt – gerade auch in der Not.

Die 27 „Freunde“ sind einfach zu viele, um einen Einheitsgedanken sinnvoll mit Leben zu füllen. Die Briten sind keine Nostalgiker, sondern Briten.

War es nicht schon immer so, dass ein Volk, das sich vergrößern wollte, an eben diesem Rausch zugrunde ging? Die Sumerer, Hethiter, Ägypter, Perser, Parther, Römer, Carthager, Byzantiner, Japaner, Majas, Inkas – die Liste lässt sich spielend verlängern. Je weiter der Bogen gespannt wurde, umso mörderischer und anfälliger wurde der Hegemon. Untergang inbegriffen.

Warum sollten die Völker Europas die Gunst der Stunde nicht nutzen und ein völlig neues Konzept der Verknüpfung miteinander entwickeln, das den einzelnen Staaten die Freiheit lässt, wie nahe sie dem anderen vertraglich sein wollen und die sich nur in der Not – für eine absehbare Zeit – enger miteinander verbinden, um äußere Gefahren abzuwenden? Läge nicht gerade in den kulturellen Varianten und deren Betonung der Reiz, sich selbst im Verwandten verwandelt wiederzuerkennen und zu begegnen?

Sonst diktieren Eigensinn, Gier und Anmaßung das politische Geschehen und führen straks zu Uniformität, Streit und Schlimmerem.

2020 – Ein neues Europa soll unmöglich sein?

Was war und ist denn der „lockdown“? Eine Fata Morgana? Nein. Eine Möglichkeit unter vielen. Wer hätte sich das jemals vorstellen können? Ein neues Europa ist genauso möglich. Jetzt.

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