25 Sep

Europa – Meditation # 221

Von Angesicht zu Angesicht.

Vor dem Scherbenhaufen des Modernisierungstraum der Europäer stehend echot nun von drüben das fleischgewordene Ebenbild solcher Träume zu uns zurück. Nach den großen Auswanderungswellen – die Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit trieb sie an – sind nun die Karten endgültig verteilt: Neben den steinreichen 500 WASP-Familien und ihren Ablegern an der Ost- und Westküste dümpeln die Verlierer als Wanderarbeiter und Gesundbeter und Looser arm und desillusioniert dazwischen vor sich hin und hoffen nun auf die Rettung von dem, der keine Gnade kennt.

Nein, er ist kein Rassist, aber er kennt kein Pardon, wenn Gewalt ausgeübt wird. Da schickt er gleich die Nationalgarde.

Nein, er ist kein demokratischer Politiker, er walzt verbal alles und jeden nieder, der ihm nicht bedingungslos Gefolgschaft leistet.

Nein, er glaubt nicht an den Klimawandel, das sind alles nur Fake-Attacken von denen, die es nicht besser wissen.

Nein, er ist der einzige, der Amerika wieder groß werden lässt. Vor allem die Europäer sind schuld am wirtschaftlichen Abstieg der letzten Jahren in den USA, wird er nicht müde zu wiederholen. Die müssen jetzt dafür bestraft werden.

Nein, Kritik kann er gar nicht ab. Da fährt er gleich die Krallen aus und führt den Europäern vor, dass ihr Menschenbild nur etwas ist für Weicheier und nicht für Gewinner.

Die Europäer sollten endlich inne halten, Kassensturz machen und ehrlich sein:

Wenn im Mittelpunkt der Welt nicht mehr der Mensch steht, sondern Waren und deren endlose Vermehrung, ist es nicht weit bis zum Untergang der Spezies, die sich mit den eigenen Mitteln selbst abschaffen lässt.

Die Zeit der Superlative und Monopole hat sich als übles Selbsttor erwiesen, denn diversity in nature ist und bleibt die Triebfeder für ein langlebiges Werden und Vergehen.

Der zahllosen Vielfalt der Individuen entspricht die unendliche Vielfalt der Natur – darin besteht ihre Kreativität und ihr Lebenselixier.

So sollte das Echo aus Übersee nicht dazu dienen, uns angewidert abzuwenden – so wie die Pharisäer im Tempel – sondern es sollte uns klar vor Augen führen, dass wir Europäer uns darin selbst begegnen – nur in der misslungenen Variante menschlicher Selbstverwirklichung.

Dann werden die Konsequenzen auch leicht zu finden und zu nutzen:

Die großen internationalen Player, die ja fast alle in Übersee verankert sind, fesseln ihre USER Tag und Nacht in einem immer unselbständigeren Modus der Lebensgestaltung, anonymisieren nachhaltig alles und jeden und machen so Verantwortung, die jeder für sein eigenes Leben trägt, immer obsoleter, bis er sich gerne und apathisch völlig gängeln lässt. So verrät der Europäer seine eigenen Werte, deren Verwirklichung erst ansteht.

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