Europa – Meditation # 225
Europa gegen den Strom geschwommen. (Teil 4)
Hört mal, ihr Europäer! Ich als eure Namensgeberin würde euch gerne bitten, doch einmal kurz einen Blick in den Spiegel zu werden. Wen werdet ihr da wohl zu sehen bekommen?
Na, wen schon? Uns eben, wen sonst.
Schon, schon. Aber.
Habt ihr euch nicht gerade entrüstet von dem TV-Schlag-Abtausch abgewendet, der uns von unseren ehemals besten Freunden aus Übersee zur Verfügung gestellt wurde?
Also wirklich, was hat nun die Trump-Biden-Kiste mit uns zu tun? Ich dachte, wir reden über Europa?
Schon, schon. Aber.
Ich kann gut verstehen, dass ihr euch empört über den Steuerflüchtling im Weißen Haus, über das Chamäleon, das zu Corona genauso wie zur Nato oder zu Nord-Korea stets das für richtig hält, was opportun scheint und nicht das, was der Sachlage entspricht.
Und was soll das, bitte schön, mit uns zu tun haben?
Komm, komm, die Unschulds-Lamm-Nummer ist wirklich zu billig, jetzt. Beklagt ihr euch nicht schon seit Jahren über Steuerflüchtlinge, über Steuerbetrug – Cum-ex oder Wirecard, OneCoin oder die Diesel-Nummer – über den Mangel an Verbindlichkeit im öffentlichen Raum, bei jung und alt?
Schon, schon. Aber.
Wo ist da der Zusammenhang?
Ganz einfach: Ihr Europäer wart gute Schüler des American Way of Life: Mehr konsumieren, mehr produzieren, schneller, besser und den Konkurrenten mit allen Mitteln – von erlaubt bis verschlagen – aus dem Rennen zu holen, um selbst den DEAL zu machen, den Auftrag zu bekommen (siehe AUDI & Co) oder schon mal was von BLACKROCK gehört?
Und was hat das jetzt mit Trump zu tun?
Der ist nur das Zerrbild dieses Musters, das ihr Europäer nach dem Krieg lerntet für die nachwachsenden Generationen einzuüben. Von Verbindlichkeit keine Spur mehr: überall fährt der Dominante dem Gegenüber über den Mund, lässt ihn nicht ausreden, kränkt, demütigt, der Erfolg gibt ihm ja das „Recht“ dazu.
Mit anderen Worten, werte Europa, du wirfst uns Europäern also vor, ein peinliches Abbild dessen zu sein, was wir im Trump-Bild genussvoll nieder trampeln?
In der Tat, in der Tat.
Puh. Das ist aber heftig.
Aber wahr. Vielleicht solltet ihr Europäer erst einmal vor der eigenen Tür den eigenen Mist weg kehren, bevor ihr schon wieder krakeelt:
„Haltet den Dieb, haltet den Dieb!“