Europa – Meditation # 241
Die Welt – endlich im Frührentner-Modus!?
oder
Die heilende Kraft der Kunst.
Die alte Geschichte ist zu Ende erzählt – so oft und in so vielen Varianten und so erfolgreich, scheinbar. Fast schien sie schon keine Geschichte mehr zu sein, sondern eine wirkliche Wirklichkeit in sich, die gar nicht erdacht und immer wieder erzählt worden war. Fast. Jetzt unversehens ausgebremst.
Welche Geschichte denn?
Nun, die von der Konkurrenz, von der Mobilität und der individuellen Selbstverwirklichung darin. Und der Anhäufung von Geld und Sachen als Lebensziel. Ein Werkzeug nach dem anderen erfanden die Menschen, um für diese Geschichte möglichst erfolgreich tätig werden zu können. Immer mehr, immer schneller, immer erfolgreicher. Eine schier endlose Spirale – so wie die Geschichte vom Turmbau zu Babel…oder so… Daneben und dahinter aber auch immer die anderen Geschichten.
Welche anderen Geschichten?
Nun, die von der anderen Seite des Mondes.
Wie bitte?
Wollte nur etwas Aufmerksamkeit erzeugen.
Die anderen Geschichten sind die, bei denen den Menschen der Puls hoch geht, Tränen in die Augen stürzen und der Atem stockt.
Sehr geheimnisvoll.
In der Tat.
In der nun zu Ende erzählten Geschichte gibt es nämlich (zumindest im Kopf des Erzählers) keine Geheimnisse mehr; jede dunkle Ecke wurde ausgeleuchtet, durchmessen und in Zahlen gefasst, jede.
Jede?
Eben nicht. Denn jetzt wird deutlich, was ihm fehlt, dem Erfolgsmodell.
Nämlich?
Ihm fehlt das, was immer mit gedacht werden muss: Alles Versuchsanordnungen, die nur so lange gelten, wie sie den Menschen befriedigen. Nur ist er nie befriedigt, weil alles eben immer eine Einbildung, eine Erzählung ist. Und nur in der Kunst wird ihm jede Erzählung so vorgeführt, dass er selbst sie zu Ende erzählen muss, mit Lust und frei von jedweder Bevormundung.
Deshalb waren sie auch nicht tot zu kriegen, die Künste, die Künstler und die, die es in Echtzeit mit erleben. Zu Herzen gehend, ein wohliges Bad der Gefühle eben.
Und jetzt Herakles am Scheideweg:
Möglichst schnell wieder zurück zum alten Erzählmuster, in neuer Auflage
oder endlich hin zu der Begegnung – jeder erzählt seine Variante dabei selbst – mit sich und den flüchtigen Gedanken auf dem unendlichen Meer der Gefühle, schwankend, aber selig zugleich?