06 Feb

Europa – Meditation # 252

Der eitle Tanz Europas auf dem Stier und kein Ende?

Was für ein symbolträchtiges Tier lassen Broker gerne vor ihrem Arbeitsplatz aufstellen?

Richtig. Den Stier.

Überwältigende Kraft, Dynamik und Unerschrockenheit sollen so signalisiert werden. Weltweit. Pilgerstätte ist die vielsagende „Mauerstraße“ – auf englisch: Wall Street . Und hinter diesen Mauern wird gerne und viel gemauschelt und getrickst. Immer geht es um Zahlen, hinter denen hoffentlich opulente Profite winken. Ein altbekanntes Spiel, das unabhängig von der politischen Tagesform Tag und Nacht „on fire“ ist.

Das war zu Zeiten von Obama genauso wie zu denen von Trump und jetzt auch wieder zu Bidens Zeit. Nur das Vokabular hatte sich hin und her bewegt, nicht aber der Zweck: Größer, mehr, beherrschender.

Warum also das demonstrative Aufatmen in Europa jetzt?

Unter dem wortreichen Gebaren von „alter Freundschaft, alten Partnern, alter Verlässlichkeit“ verbirgt sich nichts anderes, als doch bitte wieder teilhaben zu dürfen am mächtigen Einsammeln der Absatzmärkte, Profite und Einflusszonen. Sah es in den letzten vier Jahren nicht so aus, als wäre man in Europa über Nacht umgeben von einer Welt von Feinden: Vorneweg das selbstbewusste China, gleich dahinter das bärige Russland und gleich vor der Tür das wild von neuer Größe phantasierende Britannien? Das sah gar nicht gut aus. Und jetzt auch noch diese ärgerliche Pandemie, die alle Prognosen zuerst einmal Makulatur sein lässt.

Aber jetzt will man dem „alten Freund“ gerne wieder den Vortritt lassen. In seinem Fahrwasser lässt sich gut fischen. Treuebekenntnisse kommen da leicht von den Lippen. (Hoffentlich haben die Amis in den letzten Jahren nicht zu genau hingeschaut und hingehört, wenn in Europa die Rede davon war: Man müsse nun selbst die Dinge in die Hand nehmen, die transatlantische Bindung sei Geschichte, ein neues Kapitel müsse aufgeschlagen werden, die USA sei in einer üblen Talfahrt begriffen, Europa müsse sich selbstbewusst gegen die großen Drei von der Weltliga aufstellen, so könnte ein völlig neues Kapitel europäischer Dominanz eingeläutet werden usw.) Wie pharisäisch ist das denn?

„Wir sitzen alle im selben Boot“.

Aber wohin soll die Fahrt denn gehen? Werden jetzt wieder neue Nebelkerzen gezündet? Blick nach vorne, „gemeinsam“?

Gemeinsam wäre es allerdings nötig, die hegemonialen Sandkastenspiele großer Kinder endlich zu beenden, die globale Vielfalt friedlicher Menschen endlich als die einzige Chance anzusehen, die Implosion des Planeten noch abzuwehren. Solche Vielfalt kennt aber keine Dominanz, keine Ausbeutung, keine Verlierer, sie braucht auch als Symbol keinen eitlen Tanz auf dem Stier mehr! Sie braucht nur die offene Bereitschaft zur Zusammenarbeit aller mit allen.

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