Europa – Meditation # 266
Palästina und wie vergesslich doch die Europäer sind.
Im 18. und 19. Jahrhundert schacherten europäische Staaten um Bodenschätze, „Einflusszonen“ und Handelsniederlassungen in Afrika, Indien und Asien – natürlich gebetsmühlenartig gekoppelt an die Botschaft: „Wir bringen euch die Zivilisation, das Christentum und Hilfe bei der „Entwicklung“ einer eigenständigen Nation, später.
Dabei war man nicht zimperlich. Da es noch keine Raketen gab – wie die jetzt in Palästina eingesetzten – waren es zumindest die Waffen mit starker Feuerkraft, die für Angst und Schrecken sorgten.
Im 20. Jahrhundert sahen sich die Europäer dann im Fahrwasser der USA und der NATO als loyale Paladine bei „Strafaktionen“ in Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen und auf dem Balkan. Waffen, Munition und Logistik erlebten währenddessen schöne Zuwachsraten, die sich auch an der Börse gewinnbringend niederschlugen. Wachstum – die heilige Zauberformel der Europäer, die auch von Japan, Südkorea und selbst China imitiert wird – war auch der Hintergedanken bei den geheimen Absprachen 1915, als Engländer und Franzosen Vorderasien nach Hausherrenmanier untereinander aufteilten und den Juden wie den Arabern Versprechungen machten, die sie später „vergessen“ sollten. Der Anfang von dem, was die Europäer dann nach 1948 das „Palästina-Problem“ nannten: Da stritten zwei miteinander um Zusagen, die nun nach Maßgabe der militärischen Schlagkraft entschieden wurde und nicht nach völkerrechtlichen Rahmenbedingungen, an die sich a l l e halten sollten.
So vergingen die Jahre. Israel, die Flüchtlingslager, Gaza und das West-Jordan-Land wurden so zur palästinensische Wirklichkeit, die auch von den arabischen „Freunden“ hingenommen wurde, als wäre es unabänderlich, als wäre es ohne fremdbestimmte Vorgeschichte dahin gekommen.
Jetzt – angesichts von Finanzkrise, Wirecard, Cum-Ex-Skandalen und Pandemie – haben die Europäer – von den Nach-Trump-Amerikanern ganz zu schweigen – wirklich andere Sorgen, als über das Selbstbestimmungsrecht in Palästina nachzudenken: „Was können wir denn dafür, wenn „die“ sich nicht ordentlich einigen können! Wir waschen unsere Hände in Unschuld. Auch dieses Bild aus dem Neuen Testament hilft wunderbar, Mitverantwortung mit gutem Gewissen abschmettern zu können.
Wenn „die“ sich nicht auf eine ordentliche Zweistaaten-Lösung einigen wollen, dann dürfen sie sich nicht wundern, wenn es immer wieder kracht!
Schon vergessen, dass Mitteleuropa vor gut siebzig Jahren gezwungen wurde, die Straße der Demokratie zu betreten – als alles in Trümmern lag und so viele Tote zu beklagen waren, dass man lieber den Mund hielt und brav mitspielte, als wäre man gar nicht mit verantwortlich gewesen für die Katastrophe, die zwölf Jahre lang die Welt in Angst und Schrecken versetzt hatte? Pharisäer!