03 Jul

Europa – Meditation # 272

Europa – statt Weitsicht, mickrige Nabelschau.

Wenn man das griechische Wort E U R O P A übersetzt, strahlt einem das Wort die „W E I T S I C H T I G E“ entgegen. Wäre der Name also Programm dieses kleinen Kontinents, müsste inzwischen auch dem letzten Hinterwäldler in Europa recht deutlich vor Augen stehen, dass alle Metaphern für das drohende Unheil, das selbst erzeugte, längst verbraucht und obsolet geworden sind:

Statt Weitsicht nichts als Kurzsichtigkeit – vor allem in den Medien. Tag für Tag bedienen sie nun seit Jahrzehnten das schaurige Wechselbad von Weltuntergangsszenarien und Erlösungsphantasien.

Letztes Beispiel dieses Dauer-Selbst-Betrugs-Programm:

Die scheinbare Wende in der „Plastik“-Frage. Endlich würde – zwar in Baby-steps – der Ausstieg aus der Plastikvermüllung unserer Weltmeere entschieden in die Hand genommen. Doch der schlaue Produzent weiß sich zu helfen: Wenn Plastikhalme nicht mehr erlaubt sein sollen, dann halt aus Papier. Innen drin bekleben wir die Pappe dann eben mit glänzendem Material, das zwar nicht mehr auf den Namen Plastik hört, aber genauso wenig abbaubar sein wird, wie sein Vorgänger. Doch die durch die Pandemie arg geschundene und wunde Seele des Verbrauchers braucht jetzt unbedingt mal wieder positive Nachrichten. Und kein Plastikbecher mehr ist nun wirklich ein – wenn auch kleiner – Anfang in die richtig Richtung. Oder?

Weitblick bedeutet eben in diesen Tagen auch langer Atem – von heute auf morgen werden die Gewitterwolken über dem blauen Planeten nicht zu beseitigen sein, aber so eine kleine Plane könnte ja zumindest vor den Hagel-Tennis-Bällen schützen. Ist doch mal was – oder?

So lernt der scheinbar weitsichtige Betrachter – der Europäer eben – die Oberfläche schön zu sehen. Er lässt sich gerne blenden mit wortreichen Versprechungen der großen Konzerne, die über Nacht in den Ausstieg aus dem Verbrennungs-Monster-Konzept investieren wollen, damit die Temperaturen nicht weiter steigen. Unter der Oberfläche aber beharren dieselben Propheten auf dem Eigentum und Gewinn vermehrenden und maximierenden Kurs, der Motor der zunehmenden Schieflage des Klimawandels ist.

Wer sich hier allerdings in den Weg stellt – oder ankündigt es zu wollen – muss nicht nur mit massivem Gegenwind rechnen, nein, er wird auch medial in großem Format hingestellt als Verächter von individueller Freiheit und Mobilität.

Wer hat denn nicht gestaunt über die großflächige Anzeige in der SZ, auf der ein alttestamentarisches Muster bemüht wurde, um das Programm, das von Klein-Klein endlich mit einer mutigen Wende europaweit in einen großen, solidarischen Kraftakt der Umkehr münden soll, in Grund und Boden zu verteufeln: Als hätte Moses selbst – mit Gottes strenger Hilfe – aufgerufen, Wohlstand und Fortschritt zu zertrümmern. Was für erbärmliche Angstmache! Blindwütige Rundumschläge statt notwendiger Weitblick.

Und eine ebenso großflächige Gegenanzeige derer, die sich den Weitblick nicht nehmen lassen wollen, soll dieselbe Zeitung abgelehnt haben zu veröffentlichen! Das darf doch nicht wahr sein – oder? EUROPA!

p.s.: als klitzekleiner cliff – hänger ein klitzekleines Europa-Rätsel:

Was verbirgt sich hinter dem klitze-kleinen Wörtchen S I O N?

1) Das Alte Testament?

2) Eine Stadt im Wallis?

3) Europäische Weitsicht?

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