31 Okt

Europa – Meditation # 293

Als wäre ein Vulkanausbruch bloß ein bunter Comic…

Unsere Sinne betrügen uns nicht! Meinen wir zu wissen. Aber die Bilder und Worte, die dazu umgehend in uns ungefragt auftauchen, liefern sofort beruhigende Botschaften – frei Haus. Die kennen wir natürlich in- und auswendig, meinen wir schmunzelnd. Denn wir sind ja die Damen und Herren in unserem Haus, die wahre Kompetenz-Monster-Ausweise vorzeigen können: Klar, im Erdinnern, im Kern dieses kleinen geschundenen Planeten geht es ziemlich heiß her, klar. Weiß doch jeder. Was wir jedoch nicht fassen können, ist die Zeitschiene, auf der das lautlos durch Zeit und Raum rast – wie lange denn schon? Und wie lange noch? Das lassen wir dann lieber einfach eine rhetorische Figur sein, solch eine Frage – oder?

Außerdem liefert der Alltag genügend Ablenkung – wie immer: In Berlin bastelt man gerade völlig unbeeindruckt von diesem Palma-Fanal an einer neuen Botschaft, die ganz sicher die Erlösung kurz vor dem sonst drohenden Ruin auf allen Ebenen liefern wird, klar. Jeden Abend dürfen wir die freundlichen Gesichter und Reden bestaunen, die höflich an die Türen unserer Wohnzimmer klopfen: Dürfen wir reinkommen? Klar doch, an aller Seeligen tut ein aufmunterndes Wort für eine hoffnungsfrohe Zukunft allemal der Seele gut – oder? Notfalls helfen auch alle Heiligen…

Wieder tanzen die Wörter Tango mit uns, die sich gerade erst eine aus dem Nichts auftauchende Stunde großherzig geschenkt haben.

So oder so, der Vulkan als Fanal nicht für Untergang, sondern für Morgenrot, Aufbruch. Wie schön die Wörter doch unsere Ängste zu beschwichtigen verstehen!

Verschwörungstheorien frei Haus versus bestens recherchierte News frisch auf den Tisch – wir wähnen uns als souveräne Denker und Entscheider, sind aber nicht mehr und nicht weniger als brave Nachbeter unserer eigenen Erfindungen, Kopfgeburten, die pausenlos exakt vermessen und kritisch in neuen Untersuchungsreihen experimentell von uns beinhart überprüft, durchleuchtet und neu ausgewertet werden – als stünden wir in einem gläsernen Labor, das uns schützt und wärmt.

Wie in einem bunten Comic liefern wir dazu auch noch kleine Wortblasen, die schön schimmern und glänzen. So berauschen wir uns als niedliche spezies an uns selbst wie Artisten in der Zirkuskuppel ratlos, die zitternd

das Beben spüren und wegdiskutieren. Auch eine Ampel hat ja schöne Farben – oder?

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