Europa – Meditation # 380
Der Muster-Schüler Europas – schon immer.
Oder: Was tun, wenn man wieder zwischen den Stühlen hockt?
Neben den social media sind die traditionellen Medien nach wie vor der Transmissionsriemen alter und neuer Narrative.
Das lässt sich anschaulich an den neuesten Schlagzeilen zu einer angemeldeten Demonstration in Berlin zeigen: Wenn dort Tausende besorgte Bundesbürger solidarisch vor weiterer Eskalation warnen -vorne weg zwei Frauen, die stets ihre geistige Unbestechlichkeit auf ihre Fahne geschrieben haben – dann ist das nicht nur ihr gutes Recht in Sachen freie Meinungsäußerung im öffentlichen Raum, sondern auch das dringend notwendige Signal, sich nicht mit den heulenden Wölfen gemein zu machen, die so tun, als würden sie in ihre Rolle von der bösen Gegenseite doch nur gezwungen. Die meisten Medien tönen wie ein chorus mysticus in die gleiche Richtung: Wir müssen uns intensiver um unsere Rolle als treuester Bündnispartner profilieren. Die Zeit des Zauderns hat uns weit zurück geworfen. Drum jetzt alle mal schnell links und rechts überholen und sich als furchtlose Vorhut „mir nach!“ hervortun!
Was haben die Amis nicht alles Gutes in Mitteleuropa geleistet:
1. Im Bündnis mit den Kommunisten die Faschisten besiegt – „no fraternization!“
2. Im Vertrauen auf die Lernfähigkeit der Mitteleuropäer uns eine zweite Chance gegeben – „reeducation!“
Und wir haben brav und stumm mitgespielt. Haben sehr, sehr schnell gelernt, dass „the american way of life“ die Zukunft Europas bestimmen soll. Dass dabei die eigene Geschichte leichtfertig über Bord geworfen wurde, erweist sich angesichts der zweiten Welle amerikanischer Wohltaten – den social media – als ziemlich fragwürdig und vielleicht sogar als schmerzliche Sackgasse. Und die oft beschworene Nibelungentreue der Mitteleuropäer wird wieder einmal gebetsmühlenartig mit Angstszenarien befeuert: Ohne unseren großen Bruder aus Übersee geraten wir unter die Räder! Wenn doch endlich einmal der Muster-Knabe erwachsen werden wollte, endlich an der Seite der anderen europäischen Völker selbstbewusst die Weltmachtphantasien und Machtspiele der Großen Drei mutig in Frage stellen würde und die Reden mutiger Frauen gerne aufgreifen würde, um zu zögern, zu beschwichtigen, zur Besonnenheit aufzurufen. Das wäre dann ein erster Schritt heraus aus der scheinbaren „Alternativlosigkeit weiterer Waffenlieferungen und Drohgebärden und Sanktionsszenarien“.