Europa – Meditation # 409
Leistungssport: Ein Spiegel von was? (Teil II)
Wie in Teil I dargestellt haben Verwöhnung, Überhütung und Berieselung unserer Kleinsten mit dazu beigetragen, dass auf lange Sicht latent im Sport Leistungswille, Ehrgeiz, Ausdauer und Routinen inzwischen Fremdwörter im Sprachschatz der Großen größtenteils zu sein scheinen.
Und werfen wir einen kritischen Blick vom Leistungssport hinüber zur Leistungsgesellschaft, so bietet sich dort ein erstaunlich ähnliches Bild. Wenn man einmal die internationalen Faktoren – wie Weltmarktpreise, Monopole, Subventionen – draußen vorlässt und sich mit den nationalen beschäftigt, so schreiben sich minimalistischer Einsatz bei möglichst maximalen Lohn fort. Es fehlen überall Fachkräfte, lautet der Refrain der Besserwisser. Aber warum fehlen sie? Wem wird der schwarze Peter zugeschoben? Der Jugend: Sie sei nicht mehr bereit, die Lehrzeit durchzuhalten – nach dem Schulabschluss, dem äußerst mäßigen, melde man sich lieber arbeitslos oder probiere noch ein paar andere Weiterbildungsangebote aus, die der Staat finanziert. Und bei schrumpfenden Jahrgängen müssten man eigentlich ausländische Fachkräfte anwerben. Aber da sind die Hürden für Interessenten nach wie vor viel zu hoch. Exportweltmeister? Nicht nur bei der Weiterentwicklung von Elektromotoren, beziehungsweise effizienteren Batteriesystemen hinken wir weit hinterher. Dass die Automobilindustrie unter der schützenden Hand einer wortkargen Frau so lange vor sich hin schlafen durfte – Gewinne, Gewinne, Gewinne – erscheint rückblickend einfach nur dumm dreist. Die Folgen sind, dass uns unser Exportweltmeister-Abo beim Lamentieren (schuld sind natürlich die Grünen, wer sonst!) unter der Hand abhanden gekommen ist.
Die Kräfte, die jede Generation in sich trägt, versiegen unerkannt und ungenutzt in den Sofas und Liegen der müden Zeitgenossen, weil die digitalen Angebote wunderbar ablenken (wie groß ist die Verweildauer vor den Pixelscheibchen nun?) von den Mühen des Alltags, den doch bitte die anderen bearbeiten sollen.
Aber selbst im Dienstleistungssektor haben sich viele verabschiedet – während und nach der Pandemie. Und auf den Applaus, den man einst den helfenden Händen in den Krankenhäusern und Altenheimen spendete, folgten zwar Absichtserklärungen, aber keine substantiellen Verbesserungen. Allein die Bauwirtschaft könnte ordentlich profitieren, wenn endlich angemessene und ausreichende Bauten für Schulen und Kitas in Auftrag gegeben würden.