Europa – Meditation Nr. 476
Das Halleluja zur Jahreswende in der Levante.
„Mögen wir umgeben bleiben von schwachen, mit innerem Chaos und ökonomischer Not kämpfenden Staaten“, lautet der Refrain für die vielen Feiertage am Ende des Jahres 2024; denn da sind wir sicher, dass keiner uns erfolgreich angreifen kann. Also arbeiten wir doch ordentlich weiter an der Destabilisierung unserer Nachbarn, als da wären: Ägypten, Libanon, Türkei, Iran, Irak, Syrien und Jemen – mit Saudi-Arabien kommen wir auch so klar, weil der Prinz auf anderen Schauplätzen glänzen kann.
Das wird auch gut gelingen. Warum?
1. Weil der sogenannte Westen (sowieso ein Auslaufmodell!) hirnrissig darauf beharrt, die Levante müsse sich an westlichen Demokratie-Modell orientieren – die meinen eben immer noch, die Machtverhältnisse ließen sich wie im 19. und 20. Jh. den „unterentwickelten Ländern“ aufpfropfen, um nach gusto eigene Interessen gewinnbringend abzuschöpfen. Lassen wir sie doch einfach in diesem Irrglauben! Es hilft prächtig, sie als denkbarer Konkurrent aus dem Rennen nehmen zu können.
2. Weil die muslimische Welt in ihren verschiedenen Traditionen so feindlich gegeneinander aufgestellt ist, dass sie sich dadurch gegenseitig lähmen (so ähnlich wie Anfang des 20. Jh.s im Westen sich die Sozialdemokraten und Sozialisten auseinanderdividierten und so nicht als geeinte Kraft wirkungsvoll dem Faschismus gegenüber auftreten konnten). Ihre Kräfte sind so schön in Glaubensschismen verpulvert und können uns nicht schrecken.
3. Weil die sogenannten großen Player – Russland, USA und China – zur Zeit andere Sorgen haben, statt sich mit dem Gerangel in der Levante zu beschäftigen. So können wir als kleinstes Land dennoch der Hegemon sein (wir werden gewissermaßen ja in diese Rolle gezwungen), weil wir stark und in unserem eigenen Glauben vereint sind.
4. Weil die vielen ethnischen Fraktionen – vom Mittelmeer bis zum Tigris – alle ihre eigene Agenda verfolgen und so einen Staat als Übervater gar nicht wollen. Clans und Sippen tun ein Übriges, die unübersichtliche Gemengelage weiter ordentlich unübersichtlich zu lassen.
5. Weil es längst an der Zeit ist, die Anfang des 20. Jhs. von Engländern und Franzosen gewaltsam geschaffenen willkürlichen Grenzen in der Levante aufzugeben und endlich die regionalen Diversitäten zum Zuge kommen zu lassen. Wir sind gerne bereit, in diesem unübersichtlichen Prozess zu moderieren.
6. Mögen wir also ein Halleluja anstimmen, dass die eingebaute levantinische Obsoleszenz weiter ihre zersetzende Wirkung tut und wir als hegemonialer und lachender Sieger aus dem Rennen gehen!