Europa – Meditation # 92 Heimat-Text Nr. 10
Heimat – ein unverlierbarer Besitz an vitaler Lebensfreude
…eine neue Phase der Kommunikation: die laufenden Texte sollen ab Mai 2018 in unregelmäßiger Folge von AUDIO-Beiträgen begleitet werden – denn viele der blog – Besucher werden die Stimme vielleicht sogar noch aus früherer Zeit kennen…es wäre darüber hinaus die anschauliche Möglichkeit, das Thema Europa und jetzt speziell das Thema Heimat aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu beleuchten – idealiter sogar mit kritischer Kommentierung der Leserschaft und Zuhörer! Also ganz im sokratischen Sinne: Fragen zu stellen, neue Fragen aufzuwerfen und alte Fragen neu zu hinterfragen…scheinen wir Europäer doch völlig verstrickt in die Bilderwelt, die uns unsere Großeltern, Eltern, Tanten und Onkeln in frühen Jahren eintrichterten.
Und tun aber so, als sei unsere eigene Bilderwelt ganz allein von uns selbst gestrickt!
Ein „schönes“ Beispiel dazu und als kleine Narratio vorne weg – ein Zitat aus einem Artikel, der vor kurzem in der SZ zu lesen war. Dort heißt es u.a.:
„…Geraume Zeit war die Heimat ziemlich verwaist; so wie eine dieser Regionen in Ostdeutschland, aus der die Menschen weggezogen sind. Für Konservative erschöpfte sich das Gedenken an die Heimat weitgehend in schöner Selbstvergewisserung: Maibaum aufstellen, Tracht tragen, für die Ernte danken. Für die Linke hingegen war Heimat stets kontaminiert, eine Gegend wie das japanische Fukushima kurz nach dem Reaktorunglück.
Das ist jetzt anders. Seitdem viele Menschen, die ihre Heimat verloren gegeben haben, nach Deutschland gekommen sind, wird um den Begriff gerungen, vehement wie selten zuvor. Die Deutschen erhalten gerade eine Unterrichtung in Heimatkunde für Fortgeschrittene…
Wann immer die Heimat jedoch in die Mühlen der Politik gerät, tut es ihr nicht gut. Heimat ist ein verwundbares, ein anfälliges Konstrukt, ein ‚Schlachtfeld der Gefühle‘, wie der Filmemacher Edgar Reitz sagt Denn die Sehnsucht nach ihr geht meist mit der Befürchtung einher, sie zu verlieren…
… Jeder Versuch, dieses schöne, verklärte und oft missbrauchte Wort für andere zu deuten, ist immer auch eine Kampfansage. Doch Heimat sollte nicht spalten, sondern Gemeinsamkeiten schaffen.“ (von Jan Heidtmann)
Dass Heimat immer schon Vergangenes ist, wenn wir sie beschwören, liegt wohl daran, dass es eben schon so lange her ist, als wir Erlebnisse, Gefühle, Gerüche, Gespräche erstmals sammelten, weil wir sie so schön, so völlig neu und so ganz und gar als wahr empfanden.
Doch im Laufe der Zeit gingen die Zusammenhänge verloren, wurden sie überschrieben mit mutwilliger Selbstgewissheit, aber die darunter eingekellerten frühen Bilder wirken fort und fort – trotz allem – und fühlen sich auch heute noch jung, frisch und gut an. Ein unverlierbarer Besitz an vitaler Lebensfreude, die wir überall hin mitnehmen. So oder so.