07 Mai

Europa – Meditation # 92 Heimat-Text Nr. 10

Heimat  – ein unverlierbarer Besitz an vitaler Lebensfreude

…eine neue Phase der Kommunikation: die laufenden Texte sollen ab Mai 2018 in unregelmäßiger Folge von AUDIO-Beiträgen begleitet werden – denn viele der blog – Besucher werden die Stimme vielleicht sogar noch aus früherer Zeit kennen…es wäre darüber hinaus die anschauliche Möglichkeit, das Thema Europa und jetzt speziell das Thema Heimat aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu beleuchten – idealiter sogar mit kritischer Kommentierung der Leserschaft und Zuhörer! Also ganz im sokratischen Sinne: Fragen zu stellen, neue Fragen aufzuwerfen und alte Fragen neu zu hinterfragen…scheinen wir Europäer doch völlig verstrickt in die Bilderwelt, die uns unsere Großeltern, Eltern, Tanten und Onkeln in frühen Jahren eintrichterten.

Und tun aber so, als sei unsere eigene Bilderwelt ganz allein von uns selbst gestrickt!

Ein „schönes“ Beispiel dazu und als kleine Narratio vorne weg – ein Zitat aus einem Artikel, der vor kurzem in der SZ zu lesen war. Dort heißt es u.a.:

…Geraume Zeit war die Heimat ziemlich verwaist; so wie eine dieser Regionen in Ostdeutschland, aus der die Menschen weggezogen sind. Für Konservative erschöpfte sich das Gedenken an die Heimat weitgehend in schöner Selbstvergewisserung: Maibaum aufstellen, Tracht tragen, für die Ernte danken. Für die Linke hingegen war Heimat stets kontaminiert, eine Gegend wie das japanische Fukushima kurz nach dem Reaktorunglück.

Das ist jetzt anders. Seitdem viele Menschen, die ihre Heimat verloren gegeben haben, nach Deutschland gekommen sind, wird um den Begriff gerungen, vehement wie selten zuvor. Die Deutschen erhalten gerade eine Unterrichtung in Heimatkunde für Fortgeschrittene…

Wann immer die Heimat jedoch in die Mühlen der Politik gerät, tut es ihr nicht gut. Heimat ist ein verwundbares, ein anfälliges Konstrukt, ein ‚Schlachtfeld der Gefühle‘, wie der Filmemacher Edgar Reitz sagt Denn die Sehnsucht nach ihr geht meist mit der Befürchtung einher, sie zu verlieren…

Jeder Versuch, dieses schöne, verklärte und oft missbrauchte Wort für andere zu deuten, ist immer auch eine Kampfansage. Doch Heimat sollte nicht spalten, sondern Gemeinsamkeiten schaffen.“ (von Jan Heidtmann)

Dass Heimat immer schon Vergangenes ist, wenn wir sie beschwören, liegt wohl daran, dass es eben schon so lange her ist, als wir Erlebnisse, Gefühle, Gerüche, Gespräche erstmals sammelten, weil wir sie so schön, so völlig neu und so ganz und gar als wahr empfanden.

Doch im Laufe der Zeit gingen die Zusammenhänge verloren, wurden sie überschrieben mit mutwilliger Selbstgewissheit, aber die darunter eingekellerten frühen Bilder wirken fort und fort – trotz allem – und fühlen sich auch heute noch jung, frisch und gut an. Ein unverlierbarer Besitz an vitaler Lebensfreude, die wir überall hin mitnehmen. So oder so.

19 Feb

Europa – Meditation # 82 Nachdenken über das Wort H e i m a t

H e i m a t  –  ein allmähliche Annäherung an ein scheinbar vertrautes Wort       Nr. 1

Mit der zweiundachtzigsten Nummer  der Überlegungen zum Thema Europa beginnt nun das Nachdenken über das überstrapazierte und für alles Mögliche instrumentalisierte Wort H E I M A T

Heimat – was ist das denn? Echt, wirklich!

Das hohe Tempo des medialen und ökonomischen Alltags – natürlich in globalem Maßstab – kann und will eigentlich keiner mithalten (zu wenig Schlaf, zu wüste Träume – es sei denn, man schreibt den eigenen Albtraum kurz um zu einem kolossalen Bildertsunami, den man bis dahin selbst noch nie so gesehen hatte – , zu schlechte Verdauung, zu schnell vergessene Telefonate mit wem auch immer)…

Doch darf man es nicht laut sagen, denn sonst wird man gleich an den Pranger gestellt: Man sei wohl einer von gestern, man habe wohl den Schuss nicht gehört, man sei wohl ein provinzieller Kleingeist, ein Angsthase wohl auch oder vor allem sogar!

Und wer möchte schon als ein solcher dastehen?

Wie komme ich denn überhaupt auf so komische Gedanken? Reinste Verschwendung und lächerlichstes Fremdschämen oder was?

Denn auch der Glanz in den Augen junger Frauen scheint stetig zuzunehmen, wenn jemand von sich sagen kann, er sei voll mobil und global heftig vernetzt und super gut drauf – heute in Südafrika, morgen in Seoul und – du wirst es nicht glauben – übermorgen in Anchorage. Wow!

Das feine Flackern in den Augen des Sprechers sieht allerdings weder die Beeindruckte noch der Egomane selbst. Wie auch! Da war man längst schon beim nächsten Thema, beim nächsten Blick, beim nächsten Klick.

Ich auch – sagt da die selbstbewusste, die gar nicht wirklich Beeindruckte – ich bin schon längst wieder zurück (kleine Liste gefällig? OK: Da wäre einmal Paris, dann La Paz, dann ein Symposion in Manila, eine Mediation in Kyoto -liegt ja gleich nebenan – eine Bergtour mit Sherpa zum K 2 und…hörst du mir eigentlich überhaupt zu? In meinem Loft hier in Berlin mache ich gerade nur einen kleinen Zwischenhalt für ein Personalgespräch – falle gerade die Leiter hoch, wenn du weißt, was ich meine. Ein start-up der geilsten Sonderklasse, echt…

Der plötzliche Schwindel, der sie einfach so von der Seite und aus heiterstem Himmel kurz anfällt, ist schon wieder vorbei, bevor er überhaupt ernst genommen werden musste. Vielleicht ist es ja auch nur der Anflug des Rausches, der sie bald unbedingt befallen muss, wenn sie denen sagt, was für Gehaltsvorstellungen sie hat.

Jede Nummer ab jetzt nur noch ganz kurz und knackig, damit der innere Schweinehund auch ja sagt zum Lesen der dreißig Zeilen!