20 Feb.

Europa – Meditation Nr. 488

Die Galionsfigur der sogenannten NEUEN WELT.

Endlich ist es nicht länger eine Phantasmagorie, die zwischen Batman und Moloch hin und her schwankt, sondern es ist tagtäglich in der medialen Wirklichkeit zu besichtigen: Wie der scheinbar lustige und doch so geizige Donald Duck in seinem Geld schwimmt, so suhlt sich der goldlockige Donald Trampel in seinen eigenen Suaden. Wie eine billige Galionsfigur zappelt er mit herunter gezogenen Mundwinkeln, mal schmollend, mal verächtlich grinsend, fest gebabbt vorne am Ozeanriesen USA und hält sich für die wahre Inkarnation amerikanischen Prädestinationsglaubens: Ich bin der Größte, ich bin der Reichste! Und ich bin auserwählt. Wie bitte? Elon Musk? Sie kennen einfach nicht die neuesten Zahlen: er meint nur, er sei der Reichste, aber genauso wie Selenksy bei 4% vor sich hin dümpelt, hat Musk einfach nicht die Stellen vor dem Komma richtig gezählt. So what, anyway…Da Gott mich nicht nur bei diesem niederträchtigen Attentat geschützt hat, sondern schon immer der Meinung war, dass Amerika den Auftrag hat, die Welt sich untertan zu machen, muss ich alles daran setzen, den bösen Teufel im fernen Osten niederzuringen. Da habe ich natürlich keine Zeit für peanuts wie Europa oder den Zwergstaat Ukraine, der sowieso keine Berechtigung hat, zu existieren. Wie ich darauf komme? Hat mir neulich am Telefon der russische Zar Peter haarklein erklärt. Können ihn ja fragen, wenn sie es nicht glauben.

Die Europäer verstehen die Welt nicht mehr. 80 Jahre lang glaubten sie in Amerika die bessere Variante westlicher Wertvorstellungen vor sich zu haben, die als Schutzmacht und Weltpolizist eine regelbasierte, verlässliche, atomwaffengestützte Vorrreiterrolle spielte. Das freie Spiel der Kräfte und Märkte führte fast ungebremst zu Wohlstand von immer mehr Menschen im Kielwasser des American Way of Life, die den Individualismus weltweit auf ihre Fahnen schrieben. Die Kollateralschäden in Vietnam, Afghanistan, Chile und Irak muss man eben in Kauf nehmen. Außerdem war das bisher ja auch immer weit weg von Europa. Dass aber dabei nichts als beinharter Materialismus und der Dollar alles einebneten, wird erst jetzt bemerkt und empört in Frage gestellt.

Die Siedler, die damals aus Europa nach Übersee segelten, kannten keine Gnade – weder mit den dort ansässigen Menschen, noch mit den Tieren, nicht mit der Natur: alles musste sich dem Gewinn beugen, dem Mehr-Besitz-Haben-Wollen. Das Ganze natürlich schön verpackt im schlichten Mäntelchen christlicher Nächstenliebe. Und die Idee vom Individualismus entpuppte sich ebenfalls als ein Konzept brutaler Gewalt und unerbittlicher Machtgebärde, die nur den Starken und Reichen rechtswirksam begünstigte.

Jetzt, wo den Europäern die Augen aufgehen und sie erkennen müssen, dass sie sich haben blenden lassen, dass sie praktische Mitläufer waren in einem Rennen, in dem die Werte der europäischen Völker nur so lange als Rahmen von Amerika in Kauf genommen wurden, so lange sie nicht dem ungebremste Geldfluss und Machtgestus der imperialen Phantasien des „Goldjungen“ im Wege stehen, jetzt stehen sie mit dem Rücken an der Wand und m ü s s e n sich auf ihre eigenen Traditionen, Werte und Regeln besinnen und sie mutig verteidigen gegen den falschen Freund von Übersee.

Das ist die Stunde Europas, die Stunde der Macht der Völker, die nicht nur ihre Eigenständigkeit und ihre Geschichte an einem Punkt angekommen sehen, wo sie erstmals – alle an einem Strang ziehend – unabhängig und solidarisch mit Hilfe Suchenden und den bedrängten Ukrainern zusammen – ihre Eigenverantwortung auch der Natur gegenüber in die eigenen Hände nehmen können, sondern die nun mit einer Vision eines gesamteuropäischen Friedenskontinent optimistisch und nicht mehr fremd bestimmt zusammenstehen und kreativ Zukunft gestalten sollen.

17 Feb.

Europa – Meditation Nr. 487

Tumult im Chaos der Bildervorräte.

Die Bildungsbürger zeigen in diesen Tag mal so richtig, was sie drauf haben: Im TV-Palaver werfen sie sich die Assoziationen nur so um die Ohren. Fast jeder Satz beginnt mit dem „Intro“ : „Nein, ich bin mir ganz sicher“ – oder – „Ich glaube felsenfest“ – oder – „Meiner Meinung nach ohne Zweifel“…Und fleißig werden die amerikanischen Sprechblasen wie Ping-pong-Bälle hin und her gepustest. Man ist sich in seinen Einschätzungen sehr sicher, wohin der turbulente Flug gehen wird:

Die Jonglage beginnt natürlich mit den üblichen Verdächtigen: China und Russland und natürlich die USA und Europa. Obwohl im schrillen Streichquartett längst auch andere Bälle den Akteuren quer durchs Bild sausen: Indien, Brasilien, Nigeria, Südafrika…

Und ob des großen Tumults suchen die Teilnehmer der Debatte „Was tun angesichts des unanständigen Ausscherens des großen Bruders aus dem so gerne geglaubten festen Bündnisses? Was tun?

a) Ruhe bewahren, nach-denken, durchatmen…

b) Sich auf die eigenen Stärken besinnen, zusammenstehen…

c) Gemeinsame Werte beschwören und nur ja keine Angst machen…

Selbstverständlich dürfen große Namen dabei nicht fehlen: ein gewisser Chamberlain, der sogenannte „Apeasement-Man“, und der Fels in der historischen Brandung, ein gewisser Churchill, der auch unangenehme Botschaften mutig zu verkünden wusste.

Die Europäer sollten nur aus der Position der Stärke heraus dem Aggressor gegenüber treten, jedes Zugeständnis im vorhinein sei grob fahrlässig und gewissermaßen völlig unprofessionell. Sich selbst hält man selbstverständlich für einen Profi, der nach kritischer Güterabwägung zu scheinbar klaren Schlussfolgerungen kommt.

Währenddessen schaffen die Libertären Tag für Tag neue Fakten, vorbei an stabil geglaubten Verfassungsrahmenbedingungen. Stabil? Weit gefehlt. Man könnte tatsächlich das Jahr 1933 und die neuen Gesetze damals heranziehen, um einen „ähnlichen Fall“ zu beschreiben wie gerade in Washington.

Als wäre die Geschichte ein gut verpacktes Bündel an sicheren Feststellungen, obwohl sie doch auch nur immer wieder neu verschnürte Momentaufnahmen der Zeitgenossen sind, deren Verfallsdaten schon beim Druck verfallen sind.

Aber wie müßig ist das denn? Das Chaos der Wirklichkeit schafft im Lauf der Zeit von Augenblick zu Augenblick neue Moment-Konstellationen, die schon erledigt sind, wenn wir sie wortreich zu deuten versuchen. Aber trotzig wollen die Experten dem jeweiligen Augenblick Dauer verleihen. Frau Miosga kann vor lauter höflichem Lächeln gar nicht all die schillernden Wortgirlanden à la Rüttgers zu einem stimmigen Blumenstrauß binden, denn der Ukraine helfen eben keine Worte, keine Beschwörungsformeln, keine Allgemeinplätze.

Viel Kompetenz loderte da in der Runde, man spielt sich im Tumult des Chaos höflich die Bälle zu, aber trotzdem kann keiner auch nur andeutungsweise richtig stellen, was heute in Paris, morgen in Washington und übermorgen in Moskau für ein Theaterstück aufgeführt werden wird. Neben Orangensaft und Croissants hilft auch kein Espresso aus der Ratlosigkeit heraus. Waren das doch herrliche Zeiten, als man gebetsmühlenartig die eigene Chaos-Deutung als stabil, wetterfest und zutreffend bereden konnte: „Das Westliche Bündnis, Die Nato, Die EU, das Demokratie-Modell der westlichen Welt, Wohlstand, Fortschritt…“ Und längst vergessen die für sicher erachteten Formeln der Jahrzehnte davor: „Ost-Westkonflikt, Antikommunismus, Atomares Patt, der Overkill-Effekt, das Nord-Atlantische Bündnis, die Bündnis-Treue…“ Wie rasant die Bildervorräte zu Ende gehen und blitzschnell durch neue ersetzt werden müssen. Wie atemlos, wie ratlos! Und dabei sitzt der species noch ein viel größerer Gegner im Nacken: die Natur, deren Teil er ja ist, was er aber unterwegs vergessen wollte/hatte. Der homo sapiens sapiens hielt sich tatsächlich für den Mentor der Natur.

Wie sagten doch schon die alten Griechen: Hochmut kommt vor dem Fall!

10 Feb.

Europa – Meditation Nr. 486

Das Klima im Wahlkampf.

Ganz schön missverständliche Überschrift – oder!? Die Medien lassen sich allzu leichtfertig vor die Karren der nach der Macht gierenden Parteien spannen. Denn die Themen, die sie tagaus tagein bedienen, sind iimmer dieselben: Migration, Migration, Migration, Abbau der Bürokratie, Ankurbeln der heimischen Industrien und treu im Bündnis einen langen Atem behalten. Vor lauter Vergleichen mit dem Ende der Weimarer Republik wird nur noch ein Angstszenario nach dem anderen beschworen, um die Wähler nachhaltig zu beeindrucken. Aber sonst?

1. Variante der Klima-Veränderung:

Das Klima im Wahlkampf ändert sich rapide: Nach den unvorhergesehenen Ereignissen im deutschen Bundestag in der letzten Woche ist die Aufregung im Parlament, aber zum Glück auch auf den Straßen enorm gewachsen. Inzwischen muss sogar die Frage erlaubt sein, ob das ganze Theater nicht der „Strauss-Effekt“ ist, nämlich mit bedrohlichen Krisenszenarien, die man selbst mit betreibt, den verunsicherten Wähler in die „richtige“ Richtung zu manövrieren. Das wäre zwar nichts weiter als eine weitere Verrohung der politischen Bühne, böte aber die Möglichkeit, die verbleibenden 40% Unentschlossener doch noch zu mobilisieren.

Dass die Schere nicht nur zwischen den wenigen sehr Reichen und den vielen Existenzbedrohten, sondern auch zwischen den immer länger lebenden Älteren und den immer weniger werdenden Jüngeren immer mehr auseinander geht, scheint eher wie ein Nebenschauplatz, obwohl er doch mitten ins Herz zielt: denn die erhofften dynamischen Wirtschaftsveränderungen im Feld des Digitalen bleiben weiter aus. Nur die großen amerikanischen und chinesischen Plattformen verdienen sich weiter eine platin-goldene Nase, sammeln weiter kostenlose Daten und investieren ihre Gewinne an der Börse. Nichts davon kommt der Gesellschaft zugute, nichts davon kann für das Gesundheitssystem, das Bildungssystem oder gar das Rentensystem genutzt werden.

Und dass all diese ächzenden Volkswirtschaften dringend neue, junge ausgebildete Arbeitskräfte brauchen, ist zwar unausweichlich, aber wie sollen sie denn jetzt so schnell aus dem Boden gestampft werden?

Da wäre eine ganz andere Migrations-Debatte nötig: Wie können wir unseren Standort attraktiv machen für kompetente Ankömmlinge oder wie können wir sie möglichst schnell attraktiv werden lassen – durch gut bezahlte und engagierte „Native-speaker“ zum Beispiel? Wir sollten so ehrlich sein und uns endlich vom Standpunkt des Samariters verabschieden und einsehen, dass diese Fremden die sein werden, die uns beim Aufrechterhalten lieb gewordener Wohlstandsstandards unbedingt von Nöten sind. D.h. auch da müsste das Klima wesentlich verbessert und nicht verteufelt werden!

2. Variante der Klima-Veränderung:

Während im Vordergrund auf der politischen Bühne ein ausrastendes Rumpelstilzchen einen Veitstanz nach dem anderen inszeniert, oder jemand sich hinstellt und steif behauptet: „Hier steh ich, ich kann nicht anders“ , um das dann als politische Geradlinigkeit und Stärke in der Krise aussehen zu lassen, schwelt im Hintergrund von all dem Theater-Lärm die eigentliche Klima-Krise weiter und weiter – mit Folgen, die wir mehr und mehr auch in unserem Alltag werden erdulden müssen. Dass aber gerade diese Krise zur Zeit kaum zentral zur Sprache kommt, fällt entlarvend auf die so Sprechenden zurück: Es sind hilflose Ablenkungsmanöver, die Migrationsfrage ohne die dazu gehörige Klima-Thematik zu skandalisieren. Wem es wirklich um das Wohl des Volkes geht, der darf doch keine Minute vergehen lassen, um gemeinsam mit allen, die guten Willens sind, Maßnahmen zur Eindämmung und zum Gegensteuern zu organisieren. Wie kann man denn im Jahre 2025 dieses

großes Thema so sträflich kleinreden oder gar fast völlig unterschlagen?

Hier als Einstimmung ins Thema ein Zitat von Friederike Otto (Professorin am Imperial College in London, Klimaforscherin)

„Der Klimawandel verstärkt die Ungleichheit: Die, die am wenigsten haben, sind die Ersten, die ihre Lebensgrundlage, die ihr Leben verlieren. Dabei würde es unglaublich viel sparen, wenn wir keine fossilen Brennstoffe mehr verbrennen. Enorme Kosten für unsere Gesundheit entstehen, weil wir in Monsterstädten wohnen, die nur für Autos gebaut sind. Wir müssen so nicht leben! Wir müssten aber unser Wertesystem ändern: Es geht nicht darum, wie hoch das Bruttoinlandsprodukt ist, sondern wie die Gewinne verteilt sind. In unseren westlichen Gesellschaften tun wir so, als würden politische Kompromisse geschlossen, die legitime Anliegen verschiedener Gruppen gegeneinander abwägen. Was aber tatsächlich abgewogen wird, sind finanzielle Interessen einiger weniger gegen die Menschenrechte eines Großteils der Weltbevölkerung.“