Europa – Meditation # 229
Europa – im Fieber der Angst vor der Angst.
Europe in transition.
Wer kann schon über seinen eigenen Schatten springen?
Die „Ritter der Verstetigung der Mitte“ machen es nicht besser als seinerzeit die Ritter, die dickköpfig in ihren Rüstungen auf Pferden sitzend gegen eine Wand von Pfeilen anritten, als wären sie unverletzlich (1396 – also gestern gewissermaßen): auch sie kämpfen engstirnig – wie gegen Windmühlen – gegen einen Gegner, der sich ihren Kampfmethoden grinsend entzieht: unsichtbar, unberechenbar, mit langem Atem und schön leise. Die eigene Bedeutungslosigkeit und zunehmende Abhängigkeit vom Rest der Welt stellt die eigene Wahrnehmung unerbittlich auf den Kopf und in Frage.
Was aber macht diese sogenannten Mitte denn eigentlich noch aus?
Einmal eine scheinbar rosig duftende Nostalgie – ein nachträglicher Pseudorausch an den eigenen „Erfolgen“. In Afrika, Indien, Süd- und Nordamerika, Australien, Neuseeland und Neu-Guinea.
Und zum anderen ein Gesellschaftsmodell, das sich als freiheitlich, sozial und demokratisch ansieht, obwohl immer deutlicher wird, wie sehr solche Konzepte gebunden bleiben an Eigentum und Geld, das immer mehr immer kleineren Grüppchen nur noch das gewährt, was er verspricht: Wohlstand, Sicherheit, Perspektive. Und die anderen? Ist das Modell vielleicht doch ein Trugschluss, ein Schön Reden, ein Selbstbetrug auf dem Rücken der vielen, die die Zeche bezahlen müssen – nun schon seit mehreren Jahrhunderten?
Und sind die Flüchtlinge, die seit so vielen Jahren nun schon nach Europa drängen, nicht ein weiterer Beweis für die Sackgasse, in die die Ausbeutung der Welt durch die Gesetzmäßigkeiten des Geldes geführt hat?
Da klopft die Angst an die Türen der Wohlhabenden, der bisherigen Gewinner des sogenannten Fortschritts. Und schon soll der Gewaltmonopolist, der Staat, seines Amtes walten und Grenzen setzen. Und die Bilder von Samos, genauso wie die Bilder von Intensivstationen soll man doch bitte schön in die Fußnoten verbannen.
Die „Ritter der Verstetigung der Mitte“ möchten für ihre täglichen Anstrengungen um diese Mitte weiter ungestört feiern dürfen – schließlich arbeitet man Tag für Tag hart vor Ort oder im home office.
Das Nicht Stimmige an dem ganzen Modell ist ebenfalls bitte in die Fußnoten der Medien zu verlegen: Korruption, Steuerflucht, Tarnen und Täuschen sind doch nicht die Regel, sondern nur unrühmliche Ausnahmen. Erst die Medien machen daraus einen Tsunami. In Wirklichkeit sind es Ausreißer, weiter nichts. Die Mitte ist das Moderate, das Ausgewogene, das Normale, sagen diese Leute. Immer wieder. Ihr Glauben daran ist so unerschütterliche wie der Glaube an die monotheistischen Modelle der kleinen Leute. Sollen sie doch nur weiter daran glauben. Freude am eigenen Untergang in Zeiten von Corona ist doch nur etwas für Schwächlinge, Angsthasen, Pessimisten.