27 Okt

Europa – Meditation # 229

Europa – im Fieber der Angst vor der Angst.

Europe in transition.

Wer kann schon über seinen eigenen Schatten springen?

Die „Ritter der Verstetigung der Mitte“ machen es nicht besser als seinerzeit die Ritter, die dickköpfig in ihren Rüstungen auf Pferden sitzend gegen eine Wand von Pfeilen anritten, als wären sie unverletzlich (1396 – also gestern gewissermaßen): auch sie kämpfen engstirnig – wie gegen Windmühlen – gegen einen Gegner, der sich ihren Kampfmethoden grinsend entzieht: unsichtbar, unberechenbar, mit langem Atem und schön leise. Die eigene Bedeutungslosigkeit und zunehmende Abhängigkeit vom Rest der Welt stellt die eigene Wahrnehmung unerbittlich auf den Kopf und in Frage.

Was aber macht diese sogenannten Mitte denn eigentlich noch aus?

Einmal eine scheinbar rosig duftende Nostalgie – ein nachträglicher Pseudorausch an den eigenen „Erfolgen“. In Afrika, Indien, Süd- und Nordamerika, Australien, Neuseeland und Neu-Guinea.

Und zum anderen ein Gesellschaftsmodell, das sich als freiheitlich, sozial und demokratisch ansieht, obwohl immer deutlicher wird, wie sehr solche Konzepte gebunden bleiben an Eigentum und Geld, das immer mehr immer kleineren Grüppchen nur noch das gewährt, was er verspricht: Wohlstand, Sicherheit, Perspektive. Und die anderen? Ist das Modell vielleicht doch ein Trugschluss, ein Schön Reden, ein Selbstbetrug auf dem Rücken der vielen, die die Zeche bezahlen müssen – nun schon seit mehreren Jahrhunderten?

Und sind die Flüchtlinge, die seit so vielen Jahren nun schon nach Europa drängen, nicht ein weiterer Beweis für die Sackgasse, in die die Ausbeutung der Welt durch die Gesetzmäßigkeiten des Geldes geführt hat?

Da klopft die Angst an die Türen der Wohlhabenden, der bisherigen Gewinner des sogenannten Fortschritts. Und schon soll der Gewaltmonopolist, der Staat, seines Amtes walten und Grenzen setzen. Und die Bilder von Samos, genauso wie die Bilder von Intensivstationen soll man doch bitte schön in die Fußnoten verbannen.

Die „Ritter der Verstetigung der Mitte“ möchten für ihre täglichen Anstrengungen um diese Mitte weiter ungestört feiern dürfen – schließlich arbeitet man Tag für Tag hart vor Ort oder im home office.

Das Nicht Stimmige an dem ganzen Modell ist ebenfalls bitte in die Fußnoten der Medien zu verlegen: Korruption, Steuerflucht, Tarnen und Täuschen sind doch nicht die Regel, sondern nur unrühmliche Ausnahmen. Erst die Medien machen daraus einen Tsunami. In Wirklichkeit sind es Ausreißer, weiter nichts. Die Mitte ist das Moderate, das Ausgewogene, das Normale, sagen diese Leute. Immer wieder. Ihr Glauben daran ist so unerschütterliche wie der Glaube an die monotheistischen Modelle der kleinen Leute. Sollen sie doch nur weiter daran glauben. Freude am eigenen Untergang in Zeiten von Corona ist doch nur etwas für Schwächlinge, Angsthasen, Pessimisten.

16 Okt

Europa – Meditation # 228

Aristoteles und Europa – Zwei Versöhnungangebote

Die Verwirrung und die Angst geben sich zitternd die Hand dieser Tage europaweit. Schwestern im Geiste und gar nicht froh gestimmt. Denn das Virus schert sich rein gar nicht um die Sorgen der Menschen. Die sind in den Jahrzehnten nach dem Krieg nach und nach umgepolt worden – von fürsorglichen, helfenden und kriegsmüden Zeitgenossen zu ellenbogen-beinharten Erfolgskriegern und -kriegerinnen, die ihrem EGO huldigen auf Teufel komm raus.

Was meinte einst Aristotoles in Sachen homo sapiens? Ja, der Mensch sei ein Zoon politikon, ein Gemeinschaftswesen. Und Europa, die weitsichtige Frau aus Phönizien, was sagte sie schon immer?

„Die Liebe ist der Endzweck der Weltgeschichte, das Amen des Universums“(Novalis-Zitat).

Und was sagen die zahllosen Texte der Pop-Musik seit Elvis? Genau. Genau das Gleiche.

Aber wir Europäer ließen uns nach dem Krieg – zerknirscht wie wir waren – gerne mit schlichten Parolen füttern, die individuelle Selbstverwirklichung zu versprechen schienen: Weiter, schneller, mehr. Ich. Und da muss man „eben“ dem anderen gegenüber die Ellenbogen einsetzen, ist doch klar.

Doch jetzt sitzen wir in der Klemme. Nicht nur brennen Wälder, nicht nur schmelzen dicke Eisdecken, nicht nur sterben Tierarten wie die Fliegen, nein, jetzt sterben auch die Menschen vorzeitig zuhauf.

Vielerorts fliegen üble Machenschaften auf: In Banken, in Konzernen, in Ministerien, in den Kirchen, in den Parteien, in den Sportclubs. Das Lügen hat Hochkonjunktur. Gleichzeitig stehen wir Europäer aber auch vor einer Stunde der Wahrheit: Wer brachte

Daphne Curuana Galizia

um, wer

Marielle Francisco da Silva,

wer

Jan Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnírová

um nur einige zu nennen?

Wäre das nicht der geeignete Zeitpunkt, inne zu halten, nachzudenken und sich zu fragen: Was hat das alles mit mir zu tun? Es spielt keine Rolle, wie alt ich bin. Jeder kann seine Hände in Unschuld waschen, wie einst Pilatus, jeder kann aber auch so ehrlich sein, mit Betrügen und Selbstbetrug aufzuhören und die Augen zu öffnen. Dann wird jeder in Europa, in seinem Land, in seinem Heimatort sofort wissen, wo Hilfe gut täte – dem Kranken, dem Armen, dem Alten, dem Drogenabhängigen, der Versorgung einer Corona-Teststelle mit einem warmen Getränk, der Kita…und jeder würde dann erleben können, wie gut sich das anfühlt, sich sinnvoll einzumischen.

Auch mit Maske.

12 Okt

Europa – Meditation # 227

Bilder von Zerfall und Neubeginn.

Europa, was siehst du, wenn du in die Zukunft schaust, du weitsichtige?

Was ich sehe? Nichts Neues sehe ich, alles scheint sich nur zu wiederholen.

Europa, wie meinst du das?

Aus einer Ansiedlung an einem Fluss wächst und wächst ein Ort zu einem immer größer werdenden Zentrum, dem sich andere Ansiedlungen unterwerfen. Krieg, Eroberung, Tribute. Die Sprache liefert die passenden Rechtfertigungen dazu. Den Kindern werden sie Jahr für Jahr vorgebetet. Das wird dann ihre Welt.

Dann stoßen zwei größere Welten dieser Art aufeinander, werden gewaltsam geeint und wachsen weiter.

Und dann, was passiert dann?

Dann laufen die Sprachbilder Amok: Sie gebärden sich als Heilsbringer für alle und alles. Eine Zeitlang dröhnen sie über Ebenen und durch Täler, bis ihr Echo sich im Nebel verliert. Und mein Name wird dabei benutzt, als wäre ich ein Luftballon, den man aufblasen könne, bis er platzt. Europa! Das ich nicht lache!

Europa, bitte, bleib bei der Sache!

Ach ja? Ich soll sachlich bleiben? Das sagen die Richtigen!

Europa, wie sollen wir das nun wieder verstehen?

Verstehen? Von Verstehen kann gar keine Rede sein. Erst einmal wenigstens zuhören: Mit großen Augen und Ohren sehen und hören eure Kinder zu, wenn ihr ihnen von den großen Reichen erzählt, die Europa schon gesehen hat. Geheimnisvolle Namen: Diadochen, Satrapen, Statthalter, Prokonsuln, Provinzen. Ihr kennt das ja. Und dann der Untergang. Mit Schauder lauschen eure Kindern den Erzählungen vom langsamen oder schnellen Untergang der großen Reiche in Europa. Als ginge es um Theaterstücke. Da wurde solcher Niedergang natürlich auch in großer Pose dargestellt, klar.

Europa, könnten wir wieder zur Ausgangsfrage zurückkehren?

Schon gut, schon gut. Darf ich nur kurz daran erinnern, dass es bis vor kurzem einen Ostblock und einen Westblock gegeben hatte, an der Spitze jeweils große Reiche, die gerade zerfallen?

Wie bitte? Die USA und Russland zerfallen gerade? Wohl kaum.

Wohl kaum? Wunschdenken oder Angstvision? Hat es in den USA nicht schon einmal zwei Staaten gegeben: Die Süd- und Nordstaaten?

Europa, was hat das mit unserer Frage zu tun?

Ganz einfach: Ich sehe die USA in sieben Teile zerfallen, demnächst.

Europa, mach bitte keine Witze, was soll das mit den sieben Teilen jetzt?

Ostküste, Westküste, der Norden, die Mitte und drei Teile im Süden.

Wow! Was für ein Szenario! Die USA zerfällt in sieben Teile, wow!

Und von Russland und China möchte ich jetzt gar nicht erst reden, das werden die nächsten Dominosteine sein, die umfallen. Das wird aber noch eine Weile dauern.