Europa – Meditation # 288
Angstmache war schon immer hilfreich, wenn einem die Argumente
fehlen, so wie Herrn Söder gestern im Interview.
In der SZ vom heutigen Montag kommt das entscheidende Zitat gar nicht vor, das Söder am Sonntagabend Oliver Köhr um die Ohren haute. Will die SZ den Bayer schonen, Punkte sammeln für nach der Wahl? Man habe doch immer versucht, die konservative Mitte als wählbar dem Leser vorzuführen.
Welches Zitat?
Nun, Söder sagt da u.a. als kleines Orakel für die Zukunft, sollte die Linke regieren, dann wären ganz sicher die Konsequenzen: „…die Idee eines Staates, der die Menschen zwingt, erzieht und der eine klare Absage an Freiheit ist.“ (O-Ton)
Natürlich ist Söder klug genug, es so in den Raum zu stellen, dass Emotionen frei gesetzt werden, die im Umfeld von Zukunftsängsten angesiedelt sind, die den politischen Gegner als nicht satisfaktionsfähig erscheinen lassen; denn wie soll man ernsthaft mit jemanden noch reden wollen, der der Freiheit eine Absage erklärt? Von Zwang und Erziehung durch den Staat ganz zu schweigen.
Dass das alle Parteien, die sich zur Wahl stellen, natürlich nicht tun (sonst wären sie ja gar nicht zugelassen, sie befänden sich ja dann gar nicht auf dem Boden der freiheitlich, demokratischen Ordnung), ist jedem Bürger natürlich klar, aber ein bisschen zündeln, um Emotionen zu schüren, die dem politischen Gegner ordentlich schaden werden, gehört wohl zum Wortgeklimper im Wahlkampf.
Dem Leser der SZ von heute (Nr. 199, Montag, 30. August 2021) ist es aber übel aufgestoßen, dass dieses Zündeln Söders nicht in aller Form als solches bloß gestellt und mit der roten Karte versehen, sondern einfach unterschlagen wird.
Wie das?
Dass zielgerichtete Instrumentalisierung von Emotionen zur Eskalation von Konflikten beitragen kann, erleben wir in Europa doch tagtäglich, wenn z. B. Querdenker sich wortreich einmischen oder AfDler verharmlosend darauf hinweisen, da sei doch gar kein Virus; warum denn dann das ganze Theater mit Grundrechte-Einschränkungen und Bevormundungen?
Wenn jemand jetzt Herrn Söder mit seinem Zitat in die Nähe von Demokratiefeinden stellen würde, dann gäbe es aber ganz schön Rabatz! Es kommt eben immer darauf an, wer unter der Gürtellinie zuschlägt und wie.
Vielleicht ist sich die SZ ja nicht zu schade, dieses unselige Zitat doch noch breit vorzustellen und es gehörig auseinander zu nehmen, damit die Gefühle der Angst beim Leser, bzw. Zuhörer wieder abgebaut werden können.
Denn beim Wählen bedarf es eines klaren und nicht eines vom Zündeln benebelten Kopfes.