18 Apr

Europa – Meditation # 261

Als wäre Politik ein Pokerspiel

Die Medien schlürfen genüsslich ihren Honig aus dem Kasperle-Theater-Stück der beiden „christlichen“ Parteivorsitzenden.

„Haust du mir auf den Kopf, hau ich dich auf den Kopf…!“

Und heute hue und morgen hott – eigentlich könnte das ja ein lustiges Versteckspiel sein, ginge es nicht um die Interessen der Gemeinschaft. Beispiele für dieses Ränke-Muster gibt es in fast allen europäischen Staaten, in denen die Volksvertreter um die Gunst der Wähler buhlen müssen, um sich ins Umfeld der Macht zu mogeln. Doch diesmal ist es nicht Trump (oh, wer war das doch gleich noch?“), nicht Berlusconi, nicht Le Pen, nein, diesmal sind zwei integre Herren in Mitteleuropa die Kontrahenten, die ihre Karten so lange, wie irgend möglich bedeckt halten wollen.

Die Umfrage-Werte, die Umfrage-Werte! Wie die aber auch schwanken. Da hat man es als Politiker einer politischen Partei in einem anstehenden Wahlverfahren aber nun wirklich nicht leicht.

Und dann dieses Raunen der eigenen Berater. Jeden Morgen kommen sie mit einer neuen „genialen“ Idee ins Büro:

„Chef, wir stehen kurz vor dem Durchbruch. Ich habe da noch eine tolle Idee – wie beim Pokerspiel (dabei schaut sich der treue Berater ängstlich um, ob nicht irgendwo schon wieder ein Journalist sein Mikro hinhält oder vielleicht sogar irgendwo in der Decke eine Wanze steckt): Wir warten noch bis Montagabend.“

„Bis Montagabend? Warum das denn? Die Wähler wollen aber heute noch wissen, wer von uns zweien der Kanzlerkandidat sein soll. Wir können einfach nicht mehr länger warten – hinterher wird mir das noch als Führungsschwäche ausgelegt, bestimmt.“

„Klar, Chef, versteh ich, aber am Montag werden die Grünen ihren Kandidaten verkünden – entweder e r oder s i e.“

„Ja und? Was hat das mit mir und meiner Kandidatur zu tun?“

„Chef – wenn s i e es sein wird, dann hat ihr Konkurrent keine Chance mehr. Dem Durchschnittswähler wird es nämlich dann einfach zu viel mit „Einfühlung“, „Zuhören“, „Auf einander Zugehen“. Die wollen dann – nach den Merkel-Jahren nicht schon wieder von einer Frau „an die Hand “ genommen werden…“

„Klar, die wollen endlich mal wieder jemanden, der ihnen sagt, wo der Hammer hängt. Alle Achtung – so gesehen sollten wir wirklich bis Montagabend warten. Einverstanden.“

„Chef – das ist der Durchbruch. Damit wäre ihr Konkurrent abgehängt. Wir würden nicht einmal als Königsmörder dastehen.“

„Und wenn aber der „Mann“ von den Grünen aufs Schild gehoben wird?“

„Tja dann, dann müssen wir halt den Joker spielen.“

Beide lachen verschwörerisch, klatschen sich ab und setzen wieder eine professionelle Miene auf. Eine Journalistin möchte ihr „Exklusiv-Interview“ zur Kanzler-Kandidaten-Frage beginnen.

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