24 Okt

Europa – Meditation # 360

„Es kann auch nicht sein, dass die USA in Europa tun und lassen,

was sie wollen.“

In „Der Freitag“ schrieb neulich Eric Bonse u.a.: „Es ist nicht einzusehen, dass die Europäer den Löwenanteil der Kosten des Krieges zahlen, während sich die USA einen schlanken Fuß machen – und sogar noch von Rüstungsgeschäften und Energielieferungen profitieren. Und es ist nicht zu vermitteln, dass die EU den Staatshaushalt der korruptionsgeplagten Ukraine alimentiert.“

Hier spricht jemand von den USA und den Europäern, als wären das Zinnsoldaten, die man in einem Planspiel hin und her schieben könnte. Gerne lassen wir uns von der Sprache etwas vormachen, als wäre die Wirklichkeit ein Theaterstück, in dem Akteure mit verteilten Rollen nach unserer Pfeife tanzten. In Wirklichkeit rennen wir aber nur unseren Einbildungen hinterher.

Nach den traumatischen Waffengängen, die die USA in Asien und im vorderen Orient erleben mussten, käme es dem derzeitigen Präsidenten sicher sehr entgegen, wenn er weit von zu Hause weg gegen einen ganz großen Gegner einen Lorbeerkranz erringen würde bei minimalen eigenen Verlusten. Nicht im Sandkasten, sondern am Monitor wären die „Schachzüge“ zu machen. Und die europäischen NATO-Partner vor Ort erledigen den Rest.

Was kann man hinter Worten nicht alles verbergen!

In den 60er Jahren – im Zeitalter des Kalten Krieges – gab es ein ähnliches Konzept: da sollte die Bundeswehr die „Russen“ federnd bis zum Rhein auffangen, um den Verbündeten genug Zeit für einen Aufmarsch jenseits des Rheins zu ermöglichen. Junge Bundesbürger also als Kanonenfutter in einem Planspiel der NATO, das dem jungen, eher schwindsüchtigen Juniorpartner die Chance bieten würde, seine Bündnistreue unter Beweis zu stellen.

Atemberaubender Plan! Wer erinnert sich denn noch daran?

Vielleicht besinnen sich alle europäischen Völker angesichts solcher Szenarien darauf, dass zumeist der sogenannte große Bruder – ähnlich wie ehedem im Ostblock auch – ein egoistischer Heuchler ist, der die Drecksarbeit allzu gerne andere erledigen lässt. Wie wankelmütig er ist, sollte den Völkern Europas doch noch in bester Erinnerung sein – „gestern“ erst tönte es von jenseits das Atlantiks: splendid isolation“ – jetzt heißt es wieder: wir sind beste Freunde. Je nach Wetterlage….?

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