Fabeln – erzählt von der kleinen Fee

Endlich ab in die Lüfte und Mürnli versteht die Welt nicht mehr

1. Kapitel – Wie die sieben Freunde erstmals durch die Lüfte segeln.

Startvorbereitungen

War das eine Aufregung! Blinker, unser drahtig-flinkes Eichhörnchen, hüpft an den Palmenstämmen hinauf und hinunter, als gäbe es etwas zu gewinnen, und schnalzt dabei mit der Zunge. Tebelchen, ein Rehkitz wie aus dem Bilderbuch, flirtet wie wild mit Alitot, dem coolen Fuchs, der aber gar nichts davon mitbekommt. Er redet gerade energisch auf mich, die kleine Fee, ein, weil er die Sicherheitsgurtfrage auf Gombrals Rücken für nicht gut gelöst hält. Und Weichzottel, unser Gute-Laune-Bär, trottet vergnügt brummend um unseren Dinofanten herum. Und oben drüber in den Lüften kreist unser immer bereiter Eilbote, Sindalf, der stolze Falke, und beobachtet aus luftiger Höhe die Startvorbereitungen unten in unserer Oase. Nur Mürnli, unser mürrisch drein blickender Igel, versteht die ganze Aufregung nicht. Klar, es war seine Idee gewesen, die Strickleiter während des Flugs als Halt zu benutzen. Was machen die denn da jetzt für ein Theater drum?! Sowas Blödes aber auch!

Gombral geht gerade in die Knie. Wir hangeln uns jauchzend durch sein strupppiges Dinofantenfell auf seinen Schrumpelrücken, verknoten vorne – gleich bei den riesigen Ohren – die Strickleiter und ziehen sie bis ganz nach hinten. Meine Freunde verteilen sich – wie immer – an ihre angestammten Plätze; nur hat jetzt jeder um sich herum ein Strickleiter-Viereck, in dem er sich gut festhalten kann. Für den Fall der Fälle.

Nur Mürnli hockt noch völlig unentschlossen auf dem heißen Sandboden und blinzelt vor sich hin. Dem muss ich wohl mal gut zureden, denke ich, und steige noch einmal ab vom Dinofantenrücken.

Kleine Fee, wo willst du denn hin?“,

ruft Blinker ganz empört. Unser Eichhörnchen möchte eben, dass es endlich los geht. Auch die anderen schauen ratlos zu mir hinunter.

Bin gleich wieder bei euch, liebe Freunde, muss nur noch schnell was mit Mürnli besprechen!“

antworte ich in bester Laune.

Aber beeil dich, sonst startet Gombral noch ohne dich und Mürnli!“

knurrt Alitot zurück.

Mürnli!“,

flüstre ich dem kleine Igel ins noch kleinere Ohr,

möchtest du denn gar nicht mitkommen? Schließlich war es doch deine tolle Idee, dass jetzt alle ohne Angst mitfliegen können. Komm doch, bitte!“

Mürnli schaut mich stumm an. Es scheint mit fast wie eine kleine Ewigkeit, bevor er sich endlich zu einer Antwort durchringt:

Och nö, hab einfach keine Lust, jetzt, echt.“

In meinem Gehirn flitzen die Gedanken nur so hin und her: wie kann ich ihn nur überreden mit zu kommen? Was könnte ihn überzeugen, was könnte ihn umstimmen? Dann hab ich es:

Mürnli, wenn du mit kommst, habe ich für die eine riesige Überraschung, die ich aber jetzt noch nicht verraten darf, echt!“

Mürnli spitzt seine kleine Ohren, reißt seine kleinen schwarzen Kulleraugen auf, schürzt sein spitzes Mündchen, legt den Kopf schräg zu mir, juckt sich hektisch am Bauch und meint dann nur kurz:

Na gut, dann komm ich halt!“

So als wäre er gar nicht neugierig auf die Überraschung. Aber es hat geklappt, das ist jetzt die Hauptsache. Und damit es auch schneller geht, nehme ich Mürnli einfach auf die Hand, hangle mich wieder durch Gombrals grobes Fell und schon kann es endlich losgehen!