22 Jun

Europa – Meditation # 100 Heimat-Text Nr. 17

Jeder Begriff entsteht durch das Gleichsetzen des Nichtgleichen (Nietzsche)

Was aber hat dieses Nietzsche-Zitat und die ersten drei Beispiele denn mit dem Thema H E I M A T zu tun?

Ihre Abwesenheit – als wäre sie wie damals die weise Frau, die gekränkte, bei Dornröschen – ist das Hintergrundthema dieser Texte; die Heimat versucht nun aber im Untergrund oder durch die Hintertür weiter auf ihrem Recht zu bestehen; nun ist sie seit längerem gekränkt, weil sie scheinbar keine Rolle mehr zu spielen hat, weil wir ja alle zu Weltbürgern mutieren oder zumindest zu Europäern.

Wenn man also die Heimat personifiziert, ihre eine gekränkte Gefühlswelt andichtet, dann erklärt sich vielleicht auch, warum so viele ein Gefühl von Heimatlosigkeit haben, das ihnen zu schaffen macht und das sich verraten und verkauft vorkommt. Das macht wütend, blind für die eigentliche Verursacher. Und schon sind es die Fremden, die als Prügelknabe herhalten müssen.

Das Nietzsche-Zitat (vom Gleichsetzen des Nichtgleichen in der Welt der Begriffe) hilft auch hier im vierten Beispiel: Denn das Gefühl, das uns beschleicht, wenn wir in der Fremde einen vertrauten Ton in der Sprache hören, der uns an früher erinnert, oder wenn wir mit jemanden schnodderisch über die da oben lästern oder wenn wir einen Geruch oder einen Geschmack wieder erkennen aus Kindertagen, dieses Gefühl trifft uns immer mitten ins Herz: Heimat.

4. Beispiel: Die kleinen Giganten Plastik und Diesel

Plastik und Diesel, die zänkischen Geschwister und Giganten der Gegenwart lassen sich als Sach-Begriffe leicht bennen, wiewohl aber auch hier jeder etwas anderes mitschwingen lassen wird, wenn davon die Rede ist. Denn gleich hagelt es Pros und Contras zuhauf; unsere Bequemlichkeit hat sich diese beiden ehemals kleinen Geschwister zu nützlichen Handlangern gemacht. Nun scheinen sie aber – wie von Zauberhand und außer Kontrolle – vom Handlanger zum Unhold mutiert zu sein. Bisher konnte Prinzessin Europa die Hände ein Stück weit in Unschuld waschen, denn das meiste Plastik schwimmt doch irgendwo vor Thailand und Bangladesch und so…

Aber auch wir haben leider das Zauberwort vergessen, damit sie wieder werden, was sie gewesen, die großen Giganten zu Wasser und zu Lande: Einfach nur kleine nützliche Hilfestellungen im modernen Alltag. Nach und nach beschleicht den Zeitgenossen ein bleierndes Gefühl von Hilflosigkeit, von Resignation: Zu groß scheinen die Probleme geworden zu sein und wie ein Bumerang kommen sie nun zum alten Europa zurück. Und die eigene Heimat. Oft entvölkert, platt gemacht, entstellt von riesigen Lagerhallen und mit Arbeitskräften, die den eigenen verlorenen Arbeitsplatz unter Wert erhalten haben. Nur noch in der Phantasie lässt sich da die vertraute Umgebung wiederherstellen, nur in der Phantasie sitzt man am Tresen mit den Kumpels, fachsimpelt über Fußball und geht am Bach in aller Ruhe zum Angeln. Aber schon kommen die unerbittlichen Analytiker und trampeln alles als peinliche romantische Schwärmerei nieder oder gar als Gesinnung, die an schlimme Zeiten erinnern würde.

07 Mai

Europa – Meditation # 92 Heimat-Text Nr. 10

Heimat  – ein unverlierbarer Besitz an vitaler Lebensfreude

…eine neue Phase der Kommunikation: die laufenden Texte sollen ab Mai 2018 in unregelmäßiger Folge von AUDIO-Beiträgen begleitet werden – denn viele der blog – Besucher werden die Stimme vielleicht sogar noch aus früherer Zeit kennen…es wäre darüber hinaus die anschauliche Möglichkeit, das Thema Europa und jetzt speziell das Thema Heimat aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu beleuchten – idealiter sogar mit kritischer Kommentierung der Leserschaft und Zuhörer! Also ganz im sokratischen Sinne: Fragen zu stellen, neue Fragen aufzuwerfen und alte Fragen neu zu hinterfragen…scheinen wir Europäer doch völlig verstrickt in die Bilderwelt, die uns unsere Großeltern, Eltern, Tanten und Onkeln in frühen Jahren eintrichterten.

Und tun aber so, als sei unsere eigene Bilderwelt ganz allein von uns selbst gestrickt!

Ein „schönes“ Beispiel dazu und als kleine Narratio vorne weg – ein Zitat aus einem Artikel, der vor kurzem in der SZ zu lesen war. Dort heißt es u.a.:

…Geraume Zeit war die Heimat ziemlich verwaist; so wie eine dieser Regionen in Ostdeutschland, aus der die Menschen weggezogen sind. Für Konservative erschöpfte sich das Gedenken an die Heimat weitgehend in schöner Selbstvergewisserung: Maibaum aufstellen, Tracht tragen, für die Ernte danken. Für die Linke hingegen war Heimat stets kontaminiert, eine Gegend wie das japanische Fukushima kurz nach dem Reaktorunglück.

Das ist jetzt anders. Seitdem viele Menschen, die ihre Heimat verloren gegeben haben, nach Deutschland gekommen sind, wird um den Begriff gerungen, vehement wie selten zuvor. Die Deutschen erhalten gerade eine Unterrichtung in Heimatkunde für Fortgeschrittene…

Wann immer die Heimat jedoch in die Mühlen der Politik gerät, tut es ihr nicht gut. Heimat ist ein verwundbares, ein anfälliges Konstrukt, ein ‚Schlachtfeld der Gefühle‘, wie der Filmemacher Edgar Reitz sagt Denn die Sehnsucht nach ihr geht meist mit der Befürchtung einher, sie zu verlieren…

Jeder Versuch, dieses schöne, verklärte und oft missbrauchte Wort für andere zu deuten, ist immer auch eine Kampfansage. Doch Heimat sollte nicht spalten, sondern Gemeinsamkeiten schaffen.“ (von Jan Heidtmann)

Dass Heimat immer schon Vergangenes ist, wenn wir sie beschwören, liegt wohl daran, dass es eben schon so lange her ist, als wir Erlebnisse, Gefühle, Gerüche, Gespräche erstmals sammelten, weil wir sie so schön, so völlig neu und so ganz und gar als wahr empfanden.

Doch im Laufe der Zeit gingen die Zusammenhänge verloren, wurden sie überschrieben mit mutwilliger Selbstgewissheit, aber die darunter eingekellerten frühen Bilder wirken fort und fort – trotz allem – und fühlen sich auch heute noch jung, frisch und gut an. Ein unverlierbarer Besitz an vitaler Lebensfreude, die wir überall hin mitnehmen. So oder so.

28 Apr

Europa – Meditation – Kleine Anfrage an die Leser # 91

Europa – Meditation # 91

Der Autor in eigener Sache: weit über 20 000 Besucher hat der blog in letzter Zeit registriert.

Wer sind diese Besucher und warum schreiben sie keine Kommentare?

Das Thema EUROPA – REGIONALISMUS – und – Heimat scheint ja viele zu interessieren.

Den Autor würde interessieren, wie die Leserschaft zu seinem Blickwinkel steht!

Also bitte: Lasst es einmal Kommentare regnen!