AbB – Autobiographisches – Neue Versuche # 4
Erneute Annäherungen entlang der Lektüre von „DIE WAHRHEIT ÜBER EVA“.
Seit einiger Zeit liest der Floh in diesem Buch, das ihm Sybil und Martin zum Geburtstag geschenkt hatten. Es fällt auf fruchtbaren Boden, denn die Ungleichheit von Frauen und Männern ist auch sein großes Thema – nicht zuletzt vor dem Hintergrund seiner eigenen Biografie.
Dass dabei die Genesis als das vorgeführt wird, was sie ist: nämlich nicht mehr und nicht weniger als das Weiterfortschreiben eines alten Narrativs aus Mesopotamien. Somit bestätigt sich für den Floh der Gedanke, dass Europa sich fluten ließ von einer Bilderwelt, die ihr schon immer fremd war. Das ist allerdings in den letzten zweitausend Jahren gründlich in Vergessenheit geraten – die Sprache und das Christentum haben da ganze Arbeit geleistet.
Sein zweiter historischer Roman und die Texte, die er in seinem blog „Europa – Fortsetzung der alten Geschichte“ erfindet, spiegeln dieses Gegensteuern qua verwandter, aber eben abgewandelter Bilder wider. Das erfrischt ihn und lässt den Atem leichter gehen. Zu lange schon lastet auf der Brust des alten Europas der Alb, dass Männer, dass Gewalt und Leid die richtige Melange für jeden Lebensentwurf eines selbstbewussten Europäers zu sein habe. Lebensfreude, Solidarität der Geschlechter und Sinnengenuss kommen darin nur vor als materielle Belohnungssysteme: kalt, leblos und feindlich. Und so versklavte das Eigentum – auch eine Erfindung Mesopotamiens – nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer, wenn auch als scheinbare Gewinner im falschen Leben des homo sapiens.
Die Tage seit der schlimmen Flut im Ahrtal und der Nachbarschaft, in der fast 200 Menschen ertranken, zeigen nun überdeutlich dem satten Bundesbürger, dass Sachwerte kein sicherer Boden für ein gelingendes Leben sein können, sondern nur die solidarische und gefühlvolle Hilfe aller für alle in dieser Not.
Es bedarf wohl immer erst großer Katastrophen, um dem homo sapiens ungeschminkt vor Augen zu führen, dass er sich seit langem schon auf einem versteinerten Holzweg befindet – muss man wirklich erst wieder an die Generationen nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg oder nach dem Dreissigjährigen Krieg, dem Siebenjährigen Krieg
und den Napoleonischen Kriegen erinnern? – , um zu verstehen, dass nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer und inzwischen der gesamte ächzende Globus diejenigen sind, die eine Rechnung bezahlen müssen, die sie selbst, von wissenschaftlichem Furor begleitet, inszenierten – bis heute?
Der Gott der Neuzeit – wissenschaftliche Rationalität als d i e Zauberformel für scheinbare Objektivität, die es in Wirklichkeit aber gar nicht gibt – treibt seine Geschöpfe vor sich her, die wie Lemminge dem Abgrund entgegen rasen.
Gerne schreit er sein kleines „Halt!“ mit seinen Texten und seinem eigenen Lebensentwurf in die Welt. Es ist sein kleiner Beitrag – wie ein Kieselstein möge er Wellen ziehen – und viele ähnliche Kieselsteine bringen vielleicht dann auch ein größeres „Halt!“ in diese um Einhalt flehende Welt…