Die fast schon vergessene Botschaft vom Glück # 74
Pippin sucht Kraft bei seiner Pippa
Es wollte einfach nicht hell werden, als Pippin durch die Schlammpfade stampft. Aus vielen Hütten steigt Rauch auf. Lutetia wacht auf. Hunde sträunen und bellen hier und da. Pippin erinnert sich plötzlich an den Ort, wo sie arbeitet und übernachtet, meistens. Und als er jetzt nach vorne schaut, unsicher mit flauem Gefühl im Bauch, meint er auch das Haus wiederzuerkennen. Raben fliegen ihm schreiend schräg durchs Bild. Das macht ihm natürlich Angst. Diese Schreihälse, so früh am Morgen. Was wollen sie ihm zukreischen? Er weicht in einen Nebenweg aus, kurz vor seinem neuen Ziel. Ein Schwein schrabbt grunzend an seinen Beinen vorbei. Vertrauter mieser Geruch. Hau ab, du blöde Sau, zischt er dem Tier hinterher. Aus seinen kleinen klugen Augen schaut es zu ihm fragend zurück. Was hab ich denn gemacht? Kann sein, dass das Schwein das gerade denkt, schafft sich Pippin grinsend etwas Luft in seinem niederdrückenden Denkgebäude. Er lacht. Jetzt steht er hinter dem Haus, in dem seine Pippina hoffentlich gerade am Herd steht. Ein kurzer Blick in die tief hängenden Wolken, als wenn von dort ihm vielleicht Mithras – wie kommt er denn jetzt gerade auf den? – ein aufmunterndes Zeichen geben sollte. Die Bilder vom Gemetzel im Mithräum melden sich prompt zurück. Weg damit! Weg! Schluckend wendet er sich wieder dem Türchen hinter dem Haus zu und hofft, Pippa tritt jetzt heraus.
Da öffnet sich knarzend die klapprige Tür und Pippa tritt noch völlig verschlafen und mit wild um sie herum wallendem Haar ins Freie. „Pippa!“ ruft Pippin freudig erschrocken, „ich kann es gar nicht fassen!“
Sie glotzt ihn an, als sei er eine dämonische Erscheinung, die es auf sie abgesehen hätte.
Mit der Hand hinter sich die Tür suchend stottert sie ungläubig:
„Was willst du denn hier, hä?“
„Ich musste dich unbedingt sehen“, dabei kommt er langsam näher, er will sie auf keinen Fall verscheuchen, er braucht sie jetzt so sehr, „der Bischof will mich sprechen und ich weiß nicht, was ich davon halten soll.“
Da fällt das Misstrauen von ihr ab wie welkes Laub und sie probiert schnell ihr schamlosestes Lächeln aus:
„Ach was?! Der Bischof. Dieser miese Hund. Der sucht sicher wieder kostenlose Helfer für eines seiner nächsten Untaten, bestimmt. Also lass dir von dem nur keine Angst einjagen, der ist selber ein Angsthase.“ Dabei stemmt sie ausgelassen ihre Hände in die Hüften. Ihre Brüste bringen ihn fast um den Verstand. Und wie die redet!
Pippin kann nur staunen. Wo nimmt die denn ihre Dreistigkeit her, warum hat die keine Angst vor diesem Monster? Aber es tut gut, sie so reden zu hören. Das lässt ihn wieder etwas unbeschwerter atmen.
„Könnte schon sein, das könnte dahinter stecken. Hab ich mir auch schon gedacht“, schiebt er noch schnell hinterher. Pippa durchschaut ihn natürlich sofort. Aber er gefällt ihr. Vielleicht kann sie ihn ja schön herrichten für sich, denkt sie lustvoll. Der ist ja richtig anhänglich. Gut, dann soll er mal hängen bleiben.
„Was hältst du davon, wenn wir uns nach meinem Treffen mit diesem aufgeblasenen Arnulf in den Kellergewölben des Amphitheaters treffen. Da könnte ich dir gleich alles brühwarm erzählen.“
Pippin findet seine Rede richtig gut. So ganz ohne Angst war das herausgekommen, obwohl die Angst vor dem Treffen immer noch dadrunter rumort. Pippa nickt grinsend und läuft dann ohne noch etwas zu sagen los, schnappt sich den kleinen Bottich, um Wasser zu holen. Pippin schaut ihr gierig hinterher. Dieser Gang: Eine lockende Versuchung. Jetzt fühlt er sich schon viel besser. Der Bischof soll ja nicht meinen, er könne ihn einschüchtern. Pippa hat ja so recht.