Leseprobe aus der neuen Folge der Fabeln # 19
Im Tempel der Elfenphantasien
Unsere Freunde halten den Atem an. Was wird als nächstes geschehen? Die wunderbaren Glasklänge und die phantastischen Tänze der Fee scheinen selbst im Dunkeln weiter zu schwingen – jedenfalls meinen Schúdulu, die kleine Schildkröte, auf Lailas Schulter, Bräbasum, der uralte Bär und Baldúwa, unser Wuschelbär, es sei immer noch etwas zu hören und zu sehen. Auch Laila ist es, als wäre da etwas Neues im Entstehen:
Von ganz weit oben – wie in einer weichen blauben Wolke – schweben langsam, ganz langsam weiße Säulen herab. Sie scheinen in einer schwach golden glänzenden Kuppel zu hängen. Und hinter ihnen kommen nun lauter lachende Elfen hervor und scheinen zu winken. Jetzt haben die Säulen fast den Boden erreicht, in einem großen Kreis sind sie aufgereiht – da, wo eben noch ein glitzernder See war, ist jetzt ein farbenprächtiges Mosaik zu sehen: Wilde Tiere, fremde Pflanzen und eigenartige Tempel und Häuser sind darin zu erkennen. Und die freundlichen Elfen hören einfach nicht auf zu winken.
„Ob die wohl uns meinen?“ fragt leise Schúdulu.
„Vielleicht, wer weiß“, brummt Bräbasum vor sich hin, „vielleicht, vielleicht…“
Baldúwa läuft einfach los zur nächst besten Elfe, die mit ihm zu den wilden Tieren geht, die plötzlich gar nicht mehr aus Mosaiksteinchen zu bestehen scheinen, sondern aus Fell und Blut. Laila erschrickt, denn was wäre, wenn sie nun den Wuschelbären auffressen? Aber da sind Baldúwa und die lächelnde Elfe – gekleidet in lange, bunte Seidenfäden, die um sie herum schimmern, als würden sie von einem blassen Mond beschienen – in einem der Tempel im Mosaik verschwunden. Einfach weg.
Schúdulu und Laila können es gar nicht fassen. Wo sind die denn jetzt? Einfach weg, ohje minne, ohje minne!
Bräbasum will nicht lange warten, er hat eine Idee:
„Wisst ihr was, wir müssen eben auch einfach zu einer winkenden Elfe da in dem Säulenkreis hin laufen, die nehmen uns dann auch an die Hand und werden uns bestimmt zu Baldúwa führen.“
Und ohne erst überhaupt eine Antwort abzuwarten, läuft er los. Da bleibt Laila samt Schúdulu auf ihrer Schulter gar nichts anderes übrig, als hinterher zu laufen:
„So warte doch, Bräbasum, warte doch! Bitte! Sonst verlieren wir uns noch.!“
Und wie sie nun in den wunderbar hohen und weißen Säulenkranz treten, beginnt auch ein wohltuendes Summen zu erklingen. Laut und leise, laut und leise. Oder ist es eine Harfe oder eine Orgel? Jedenfalls ist es wunderschön. Vor lauter Glück bemerken sie auch gar nicht, dass sie bereits zwei junge Elfen an die Hand genommen haben und mit ihnen in einem wilden Gebüsch, in dem es herrlich duftet, hinein gelaufen sind. Ob sie wohl Baldúwa wieder finden werden?