Leseprobe – YRRLANTH- Historischer Roman – Blatt 150
Pippa spürt neues Leben in sich.
In wenigen Tagen werden sie zur Villa Marcellina aufbrechen. Rochwyn hat vom Truchseß und vom Hofmeister den Auftrag erhalten, die kleine Reisegruppe mit seinen Leuten schützend zu begleiten. In Lutetia schwirren die Gerüchte wie Stechmücken von Hütte zu Hütte, jeder weiß es besser. Alle reden von einem Streit zwischen König und Bischof.
Während die Männer Rochwyns Proviant organisieren, sitzen Pippa und Somythall in der wärmenden Frühlingssonne und lachen über das Lachen der kleinen Sumil. Rut, die Amme, wiegt sie in ihren Armen. Auch sie freut sich über dieses lebenslustige Menschlein, das sich so gerne kuschelnd in dem Tragetuch hin und her rollt.
„Somythall, darf ich dich etwas fragen?“ beginnt Pippa zögerlich. Seit Tagen hat sie ein Gefühl in ihrem Körper, das sie völlig verunsichert. Mal ist ihr etwas schwindlig, mal übel, mal fühlt sie sich krank.
„Nur zu, nur zu!“ muntert Somythall sie auf. Sie ist so glücklich über ihre Tochter, aber auch darüber, dass sie bald Julianus wiedersehen wird. Ihre Gefühle und Gedanken purzeln in ihr pausenlos wild durcheinander. Da ist sie froh, dass ihre neue Freundin, Pippa, sie ablenkt.
„Ich wache seit einiger Zeit morgens auf und weiß nicht, was…“ versucht Pippa möglichst normal zu erzählen. Aber da unterbricht sie schon Somythall.
„Pippa? Kann es sein, dass du mir gerade sagen willst, dass du…“
Pippa schnappt nach Luft, sie schluckt, nickt ganz aufgeregt und sagt dann einfach den Satz, auf den sie selbst überhaupt nicht vorbereitet ist:
„Ich glaube, ich bin guter Hoffnung!“
Da klatscht Somythall vor Freude laut in die Hände, so dass Sumil sogar erschrickt.
„Herrin, Herrin, nicht so laut, Sumil fängt gleich zu weinen an vor Schreck!“ meldet sich die Amme zu Wort. Da nimmt Somythall aber schon Pippas Hände in die ihren und lacht und lacht.
„Was gibt es denn hier zu lachen?“ Rochwyn tritt im selben Augenblick zu ihnen auf die kleine Veranda.
Die zwei Frauen brechen ihr Lachen kichernd ab, werfen sich noch vielsagende Blicke zu, bevor Somythall leichthin antwortet:
„Ach, Pippa hat mir gerade eine ganz lustige Geschichte erzählt!“
„So, so. Was denn für eine Geschichte?“
Da wird ihr klar, dass sie sich gar nicht überlegt hat, was sie denn so schnell erfinden könnte.
„Ich habe ihr von einem Angler unten am Fluss erzählt“, kommt ihr Pippa zum Glück zu Hilfe, „der fast von einem Fisch, den er an der Leine hatte, ins Wasser gezogen wurde – so groß war der gewesen. Und es sah so lustig aus!“
„Ist mir auch schon passiert“, erwidert ahnungslos Rochwyn.