18 Dez

YRRLANTH – Historischer Roman II Blatt 162 – Leseprobe

Chlotars Art, Gegner aus dem Weg räumen zu lassen.

Der König hängt gewissermaßen am schiefen Holztisch, stützt sich halbwegs dabei ab, starrt vor sich hin und lässt ab und an ein paar Worte fallen. Er träumt von einem großen Reich. So wie das Römische.

„Unser neuer Pächter, dieser Römersohn, könnte doch von einem umfallenden Baum erschlagen werden. Ein Unglück eben. Was meinst du, Bordov?“

Der gießt ihm ordentlich nach und nickt nur. Bordov weiß, wie man den König bei Laune hält. Nicken, trinken, rülpsen und grölen.

„So was passiert eben immer wieder in unseren Wäldern“, schiebt er rülpsend hinterher und kichert vor sich hin. Da beginnt auch der König zu rülpsen und zu nicken. Wenigstens einer hier in Lutetia, der weiß, was Gefolgschaft heißt.

„Und dieser Römer, Mazenus, oder so ähnlich, dem traue ich alles zu.“ Sein starrer Blick bekommt nach und nach eine ziemlich zornige Note. Bordov steht lauernd am Schreibpult und blättert lustlos in Papieren. Wenn er sich bei diesem Marcellus nur nicht mal verrechnet. Der ist nämlich nicht nur gebildet, kann lesen und schreiben, nein, der weiß auch eine Centurie erfolgreich zu führen. Das sag ich jetzt aber wohl besser nicht, geht es ihm durch den Kopf. So greift er Chlotars letzten Satz auf und flüstert hinterher:

„Wie wahr, wie wahr, mein König. Dieser Römer ist ja nicht einmal getauft.“ Das war jetzt aber das völlig verkehrte Stichwort. Denn wütend wirft Chlotar den klobigen Tisch um, Schüssel und Becher fallen scheppernd zu Boden, Bordov fährt erschrocken zusammen – fast hätte ihn der umfallende Tisch getroffen – , als der König grummelnd den Satz ausspuckt:

„Wenn schon der eigene Bischof Mordpläne schmiedet, wie teuflisch müssen da die Absichten eines ungetauften Römers erst sein?“

Nur das abflauende Hin- und Herkullern des Bechers ist noch in der plötzlichen Stille zu hören. Schließlich treffen sich ihre Blicke.„Verstanden?“

Bardov nickt eifrig. Und schon spielt er in seinem Hirn die Möglichkeiten durch, wie er die Laune seines Herrn nachhaltig bessern könnte.

„Und lass mich nicht zu lange warten, Bardov, verstanden?“

Ein Unterton schwingt dabei sehr bedrohlich mit durch den düsteren Raum:

des Königs Ungeduld ist ein hungriges Biest.

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