YRRLANTH – Historischer Roman II – Blatt 174 – Leseprobe
Die Fischer am Ufer der Sequana wissen wie immer Bescheid.
Während in Augusta Treverorum der Kronrat des Frankenreichs den Prozess gegen die noch unbekannten Mörder des Königs vorbereitet, die Tage wärmer und wärmer werden – das frische Grün auf den Feldern sehnt sich vergeblich nach Regen – sind in Lutetia die Fischer wie jeden Tag damit beschäftigt, mit ihren kleinen und großen Schleppnetzen Beute aus der Sequana zu ziehen.
„Sag ich doch!“ bellt Herquardt seinen Nachbarn an.
„Ach was, die Söhne habe ich heute morgen doch gesehen, wie wie mit Graf Berowulf davon ritten°, bellt Wultart zurück.
„He, passt auf, das ist meine Stelle!“ krächzt Onembas wütend.
„Ja, ja – du und deine Stellen, ist ja gut!“ versucht Wultart zu schlichten. Als er jetzt sein Netz an Land holt, beginnt er laut zu lachen: Ein guter Fang, gleich beim ersten Mal. Onembas verdreht die Augen und wechselt das Thema:
„Der Truchseß ist einfach abgehauen; das macht den doch sehr verdächtig – oder?“
„Der Bardov? Der hat Angst bekommen, dass er auch dran glauben muss!“
„Du musst es ja wissen, Herquardt, du kennst ihn ja persönlich – stimmt‘s?“ stichelt Wutart dagegen. Guter Witz, denkt Onembas.
„Und? Wer sind denn deiner Meinung nach die Mörder?“
„Mörder? Woher weißt du denn, dass es mehrere waren?“ fragt Onembas listig.
„Genau, genau!“ pflichtet ihm Wutart bei.
„Der Bader hat von zehn Einstichen gequatscht!“
„Der Bader! Der macht sich doch nur wichtig!“
„Außerdem kann einer auch mehrmals zugestochen haben – oder?“ Herquardt findet, dass er richtig klug dazwischen geht.
„Jedenfalls werden die Herren Grafen schon jemanden finden – ganz gleich, ob er es war oder nicht. Die Leute hier in Lutetia wollen endlich wieder jemanden gevierteilt sehen – nach der Burgunderin!“
Unseren Fischern läuft es wohlig den Rücken runter. So lange sie nicht selber dran glauben müssen, erscheint ihnen eine Vierteilung für einen Königsmord das Mindeste.