10 Apr

AbB – Neue Serie # 4 Wenn Wahrheit, dann in der Kunst

In der Kunst öffnet sich der Weg zur Wirklichkeit.

Manchmal.

Der Kunstgriff der banalen Wirklichkeitserklärung liegt in seiner monotonen Wiederholung. Der kleine Mensch ahmt die großen nach. Immer wieder. Schließlich signalisiert ihr Nicken: Du bist auf dem „richtigen Weg“. So wie die Vögel mit ihren Litaneien folgenschwere Resultate erzeugen, mausern sich die Erdlinge zu unbelehrbaren Besserwissern: Üben, üben, üben. Die Sinne tun dabei ihr Bestes. Lassen sich gerne betrügen. Ist so wohltuend.

Dem aber widersetzen sich die Künstler und Künstlerinnen.

Sie sorgen für Risse in der blendend bunten Wörterwand. Was aber wird dahinter sichtbar? Leere, unendliche Leere, Weite. Stille. Wie sollte man das denn in Worte fassen können, wie sollte man dem einen Sinn überstülpen können? Wie? Nur der Leierkastenmann lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er ist ein entfernter Verwandter der Künstler und Künstlerinnen. Er tut zwar so, als schaffe er Musik, aber es sind nur Lochkarten, die sich nach seinem Schwungrad fortbewegen. Auf der Stelle.

In der Musik aber wohnt die Wirklichkeit wie in einem Sommerhaus: da gefällt es ihr über die Maßen, da wohnen Freunde, da lässt sich gut tafeln und wunderbar schlafen. Und in den Träumen wird dann wahr, was so sowie so nie war. In Siebenmeilenstiefeln stapft das Leben durch das Licht und findet im übermütigen Singen Zuversicht.

„Täusche ich mich?“ fragt sie ihn.

„Natürlich“, antwortet er.

So irren die Erdlinge von Museum zu Museum und verlassen es, als hätten sie eine geheime Offenbarung erlebt.

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